Donnerstag, Januar 17, 2013

Més que un coach

Als die Verpflichtung von Pep Guardiola als neuer Trainer des FCB offiziell wurde, bekam ich von meinem Freund Simon sofort eine Textnachricht. Da steckte wohl eine Menge Stolz dahinter, den er dann mit einer diplomatischen Note gleich ein wenig vergesellschaftete: "Nächste Saison dann Handshake Guardiola-Luhukay". Ich hoffe, er hat auch mit diesem Detail recht, auf jeden Fall wird die ganze Liga davon profitieren, dass der begehrteste Trainer der Welt zur Hälfte seiner Sabbat-Saison schon alles klar gemacht hat (und mindestens Roman Abramovich vor den Kopf gestoßen hat). Guardiola nächstes Jahr im Olympiastadion ist tatsächlich ein toller Gedanke, wie auch Guardiola in Braunschweig oder Guardiola in Sinsheim, und natürlich Guardiola zu Füßen der "gelben Wand".

Auf die Interviews dürfen wir uns auch schon freuen, sie werden in jedem Fall Unterhaltungswert haben, und Lucien Favre bekommt seriöse Konkurrenz als originellster Idiomatiker der Liga. Da es sich mit dem FCB ja ein wenig verhält wie früher mit dem Kreml (eine Ansammlung älterer Männer mit undurchsichtiger Machtverteilung, nur alles viel öffentlicher), kann sich auch ein Unbeteiligter wie ich ein paar Gedanken von weit außen machen: Wie wird das funktionieren? Guardiola, Hoeneß, Rummenigge, Sammer, Beckenbauer, dazu also informeller Machtfaktor der phänotypisch ähnliche Mehmet Scholl, der vermutlich viel hospitieren wird - was ist das für eine Kombination? Und wie wird sich Ribéry mit der Ritterlichkeit tun, die Guardiola von seinen noblen Helden in Barcelona immer gefordert hat?

Eine sportliche Prognose ist auch deswegen schwierig, weil noch unklar ist, mit wem Guardiola kommt - sein Vize Tito Vilanova ist ja in Barcelona nach vorne gerückt, und macht seine Sache sehr gut. Mir wollte oft scheinen, dass Guardiola vielleicht gar nicht so sehr als Taktiker und Mannschaftsbauer seine größte Stärke hat, denn als jemand, der Emotionen auf sich zu ziehen vermag wie selten ein Fußballtrainer: Das Ethos von Barcelona, das war gerade dann Guardiola, wenn er sich wieder einmal kaum rühren konnte vor lauter Rückenverspannung. Für Guardiola zu laufen, muss eine besondere Ehrensache gewesen sein. Dieses Charisma ist allerdings nur bedingt transportabel, und es verträgt sich jedenfalls nicht leicht mit einem "mia san mia", mit dem sie beim FCB zuletzt eh schon sparsamer umgegangen sind.

Für mich persönlich wird die Sache auch komplizierter: In mir sitzt ja doch dieses simple Affektmuster, dass ich mich bei Niederlagen des FCB freue - es rührt aus meiner österreichischen Zeit und hat auch mit dem Umstand zu tun, dass ich wie viele andere auch Popanze gern implodieren sehe (nichts anderes hat mich letzten Mai im letzten Moment auf die Seite des ungeliebten FC Chelsea fallen lassen). Guardiola ist nun aber gerade das Gegenteil, während Klinsmann und van Gaal prächtige Popanze waren. Mit dem Pepperl werde ich aber gar nicht anders als sympathisieren können. Meiner Seel, ich bin gespannt.

(Den Titel zu meinem Eintrag habe ich dem aktuellen Kicker abgeschaut.)

Dienstag, Januar 15, 2013

Alter Rowdy

Schön langsam mache ich mich daran, den Winterschlaf dieser Seite zu beenden. Dazu gibt es einen Anlass, der sich im fernen Spanien begab. Dort hat Patrick Ebert für seinen aktuellen Verein Valladolid (und nicht, wie ich irrtümlich schrieb, bei Rayo Vallecano) zwei Tore geschossen, die ihm sogar die Aufmerksamkeit des Guardian eingetragen haben (den Text muss man allerdings geduldig über das Ende hinaus lesen, um dort hin zu kommen). Wer hier schon länger mitliest, wird sich wahrscheinlich trotzdem nicht erinnern, dass Ebert von ganz frühen Beobachtungen im Jahn-Stadion an ein Spieler war, dessen Karriere mit zu beschreiben mir angelegen war. Als er damals auftauchte, meinte ich ja, sogar an seiner Art und Weise, die Aufwärmspielchen während der Halbzeitpause zu nützen (nämlich anders als die anderen, konzentrierter und zielstrebiger), eine besondere Einstellung feststellen zu können. Er wurde dann doch nicht der große Sympathieträger, zu dem er das Zeug gehabt hätte, und ob er nun eher die Hertha hat hängen lassen oder umgekehrt, ist eine müßige Frage, weil sie in beide Richtungen mit ja und nein zu beantworten ist.

Jetzt spielt er in Spanien. Selbstverständlich ist in mir unmittelbar der Gedanke erwacht, ihn dort einmal live spielen sehen zu wollen. Wer weiß, vielleicht geht sich ja in diesem Frühjahr ein Ausflug aus. Und bei dieser Gelegenheit kann ich ja schon einmal meine beiden Groundhopping-Projekte für dieses Jahr bekanntgeben: ein relativ normales, und ein spinnertes. Notiert habe ich mir jedenfalls Arsenals Auswärtsspiel in Newcastle im Mai, am letzten Wochenende der Premier League (Hertha spielt da gegen Cottbus, und wenn es dann noch um den Aufstieg geht, fahre ich nicht nach England). Das andere Projekt fällt in die Abteilung Abenteuer. Am 11. Oktober spielt Kasachstan gegen die Faröer Inseln, auswärts. Das ultimative europäische Länderspiel. Stelle ich mir interessant vor, würde ich gern mit der Fähre anreisen. Ist noch weit weg, hat sich aber als Idee in meinem Kopf schon ziemlich festgesetzt.