Samstag, August 25, 2012

Abstand zur Spitze

Es war zu größeren Teilen richtig schlechter Fußball, den Hertha gegen Jahn Regensburg gezeigt hat. Doch es hat zu einem 2:1 gereicht, während Union bei Sandhausen verlor, sodass vor dem Derby der kleinere der beiden Berliner Clubs noch ein bisschen nervöser sein müsste. Doch das schafft wiederum eine noch intensivere Cup-Atmosphäre, sprich: die besonderen Bedingungen werden noch ein bisschen besonderer werden.

Zwei Spielzüge knapp vor der Pause haben im Wesentlichen gereicht, um eine bis dahin mäßige Begegnung auf Kurs zu bringen. In beiden Fällen waren Ben-Hatira und Allagui die Hauptbeteiligten. Die Investititon für den deutschtunesischen Angreifer kann man vermutlich bald als gerechtfertigt verbuchen, besser als der souveräne Abschluss zum 1:0 nach weitem, schönem Pass von Ben-Hatira gefiel mir sogar noch der kleine Lupfer mit dem Kopf am kurzen Eck (wiederum nach Hereingabe von Ben-Hatira), der zu Wagner kam, der nur noch einnicken musste. Das war wohl Absicht so, auch wenn Allagui wohl nicht genau wissen konnte, wie gut der zweite Stürmer von Hertha stand (ca. 30 cm vor der Torlinie, unbewacht). Wagner hatte ansonsten wieder ein unglückliches Spiel, übermotiviert, untergeschickt, aber er freute sich nachher sichtlich.

Die restlichen 85 Minuten inklusive Nachspielzeit müssen Luhukay allerdings doch sehr zu denken geben. Gut, Hertha hatte das Spiel halbwegs im Griff, aber es gab wieder ein sehr vermeidbares Gegentor, und die mangelnde Qualität aus dem Zentrum heraus (der wieder einmal idiotisch cholerische Franz, Niemeyer, Kluge) ist doch schon beinahe systemisch. Hubnik fiel nach einem Zusammenprall mit einem eigenen Mann bald aus, Lustenberger musste in der Innenverteidigung aushelfen, ihn muss man mit Vorbehalt beurteilen, als "Springer" ist er ja doch der ärmste Hund. Holland schlug sich auf der Position des linken Außendeckers wacker.

Am bedenklichsten fand ich die Leistung der beiden Einwechselspieler Ramos und Ronny. Für solche Auftritte hat der Fußballjournalismus das Etikett "pomadig" ausfindig gemacht, wobei die Motivlagen unterschiedlich sein dürften: bei Ramos herrscht anscheinend einfach große Ratlosigkeit (wer bin ich? was mache ich hier? was ist das für ein Spiel?), bei Ronny hingegen ist der Leichtsinn anscheinend immer noch der Bruder der gelinden Selbstüberschätzung. Die Ballverluste der beiden Fachkräfte aus Lateinamerika waren haarsträubend, hatten aber auch damit zu tun, dass von einem System Luhukay insgesamt bisher wenig zu sehen ist.

Gegen Union würde den meisten Fans aber wohl jeder Stümpersieg reichen, und mit Blick auf die Tabelle würde ich mich da sogar anschließen, auch wenn die Differenz zum "richtigen" Fußball (gestern ab 20.30) doch sehr, sehr schmerzhaft ist. Ben-Hatira und Allagui haben immerhin angedeutet, dass sie um diese Differenz noch wissen, und dass sie nicht ganz und gar willens sind, sie anzuerkennen. Dafür gebührt ihnen unsere Hochachtung.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hast Du schon mal überlegt, von Hertha zu Union zu wechseln? Wäre natürlich ein schlimmes Loyalitätsproblem, aber versuchsweise, mal für eine Saison zweigleisig involviert sein, was die Berliner Vereine angeht, das ginge doch, oder? Was die Union-Anhänger im Stadion singen, geht sehr ans Herz (das finde ich auch ein Argument). iha

Natalie hat gesagt…

??? Was Union rund ums Derby zeigt, ist eher peinlich und ich möchte mich für meine Freunde, die dort ihre DK haben oder bloß sympathisieren fremdschämen. Auch Quiring leistete keinen wertvollen Beitrag nach dem Spiel.
Wenn dort nicht permanent Ost-West-Stigmata bemüht würden, die darüber hinaus noch unrichtig sind, könnten die Eisernen direkt Sympathie wecken.
Man sollte sich dort nur auf seine Qualitäten besinnen und diesen seltsamen Komplex ablegen.
Die Stadt hätte Platz für beide Vereine und könnte Fußballdeutschland eine neue Art von Derby aufzeigen, da beide eine spezielle Geschichte verbindet.
Aber so lange alles so bleibt, ödet mich Union an. Ha Ho He