Sonntag, Mai 20, 2012

Block Party

Ich glaube, ich habe gerade eines der aufregendsten Fußballspiele gesehen, an das ich mich erinnern kann. Für Chelsea war es weitgehend eine Block Party, aber für eine Abwehrschlacht war das ein spektakulär vertikales Match, im dem es Geschichten hagelte wie Chancen. Dass Arjen Robben dabei wieder eine Hauptrolle spielte, wird für meine Begriffe dadurch entschärft, dass Torres eine Minute davor wohl auch einen Elfmeter hätte bekommen können. Dass Drogba aber in seinem vielleicht letzten großen Match auf internationaler Bühne einen klassischen Dreischritt vollführte (erhabenes Kopfballtor, dann Elferfoul an Ribéry, und schließlich Matchball), das war vielleicht wirklich die bessere Geschichte als ein Sieg des FCB im "Dahoamspiel", der natürlich verdient gewesen wäre.

Ich fiel, weil ich es offensichtlich nicht schaffe, mir ein wichtiges Match neutral anzuschauen, ungefähr zwanzig Minuten vor Anpfiff auf die Chelsea-Seite, obwohl das aus der Arsenal-Perspektive nicht gut ist (die müssen jetzt CL-Qualifikation spielen). Aber es gab einen Grund: Mir fiel auf oder besser wieder ein, wer Roberto Di Matteo eigentlich ist, ein Mann, mit dem ich wesentliche Momente meiner frühen Begeisterung für die Premier League verbinde, als es in Wien ein Lokal namens Chelsea gab, in dem ich unzählige Stunden verbracht habe.

Di Matteo ist das Element an Chelsea, das am wenigsten Abramowitsch ist, seinetwegen habe ich den Abend dann selbst für mich ein wenig unerwartet durch die "blaue Blume" gesehen.

In Rumänien lief das Spiel auf TVR, in einer astreinen Übertragung vollkommen ohne Werbung, abgesehen von den Uefa-Sponsoren, zu denen hier offensichtlich Uni Credit Tiriac zählt. Eine Besonderheit gab es noch, und die hatte es in sich: In den zehn Minuten unmittelbar vor dem Spiel lief eine Bildungssendung namens "Capodopere" (Bild), in der eine ältere Dame ein Gemälde erklärte. Und das in einem Land, das als im Moment eher raubtierkapitalistisch gilt.

Ein kleiner Tip noch an die Uefa: Eine Deluxe-DVD dieses Abends würde ich sofort kaufen, mit dem Spielfilm, drei, vier weiteren als Bonus (zwei Hintertorkameras, eine Totale, ...) und allen Interviews sowie Tunnel vorher und gesamte Atmo nachher. Denken Sie marktwirtschaftlich, Monsieur Platini! Dieses Material bleibt sonst für ewig im Dunkel der Archive.


1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

bei allem verständnis für die opportunistischen reize der drogba-soap, für einen spieler, der in der letzten kurve seiner auch an erbärmlichen diver-szenen nicht eben armen karriere noch eine würdevolle kurve gekriegt hat (aber wirklich in der allerletzten: als schulter zum anlehnenen für robben und schweinsteiger) - ich weiß nicht, wie getrübt man durch die warum auch immer angesteckte blaue blume sehen muss, um in diesem spiel nicht ein einziges hohngelächter für all unsere bemühungen zu erkennen, diesem sport sinn, nachvollziehbarkeit, innere folgerichtigkeit zuzuschießen. und natürlich muss man auch in rumänien sehen, dass wir es hier mit dem armseligsten champions league sieger in der geschichte dieses wettbewerbs zu tun haben. und dass dieser nicht mal defensivstrategisch satisfaktionsfähige fußball, der nicht einen einzigen zumindest semi-modernern konter auch nur im ansatz aufs finalfeld bringt, auch noch vor aller augen - auf der tribüne mitfeiernd - aus den ekelhaft korrupten untiefen der post-sowjetischen privatisierung gesponsert wird, muss doch eigentlich zumindest dazu führen, dass man sehr lange den fernseher nicht mehr anstellt. bis zur em natürlich. und dann ist ja auch bald wieder premier league. grüße! simon