Sonntag, August 21, 2011

Zehn Sekunden

Vor dem Auswärtsspiel von Hertha BSC bei Hannover 96 deuten die Kommentatoren an, dass es auf eine ähnliche Taktik wie gegen Nürnberg hinauslaufen könnte: eher tief stehen und den Gegner kommen lassen. Das unterstellt, dass die Mannschaft von Mirko Slomka nicht in der Lage ist, das Spiel zu machen, weil deren Konzept nämlich auf den berühmten zehn Sekunden beruht - länger soll ein Angriff nicht dauern.

Dahinter verbirgt sich eine besondere Risikokalkulation, die darin liegt, dass man durch Tempo kompensiert, was man an personellem Engagement nicht zu leisten gewillt ist. Hannover bleibt also auch in offensiven Situationen eine defensiv orientierte Mannschaft, die es in Kauf nimmt, wenn ein schneller Angriff nichts wird. Hauptsache, die Grundordnung des Pressings wird nicht verloren. Danach geht es eben sofort und auch weiter vorn an die Balleroberung.

Slomka hat ausdrücklich gesagt, dass große Fitness und Laufbereitschaft (Bild: Manuel Schmiedebach, als er noch Herthaner war) die Grundlage dieses Spiels ist. Das Problem ist, dagegen eine Taktik zu finden, denn diese müsste im Grunde auf denselben Prinzipien beruhen - auch Hertha müsste den Weg zum Abschluss verkürzen, müsste früher attackieren, also auch höher stehen, wogegen der eher langsame Abwehrchef sicher Vorbehalte hat.

Coach Babbel wird vermutlich bei seiner Aufstellung von Hamburg bleiben. Lasogga wird das inzwischen auch nicht mehr überraschen, obwohl es meinem Verständnis von Personalführung entspricht, das einem Spieler auch zu erklären. Aber da hat Babbel eben eine ander Auffassung davon, man wird sehen, ob sich seine Horuck-Psychologie auf Dauer bewährt. Bei Raffael mag er jetzt ja durchaus den Eindruck haben, dass er den Brasilianer wieder auf Kurs gebracht hat - entscheidender war aber sicher die klügere Taktik mit Ramos als vorderster Spitze.

Technisch haben die vier Offensiv-Herthaner die Kompetenz, etwas aus riskanteren Zuspielen zu machen, nun müssen nur Ottl und Niemeyer etwas mit eroberten Bällen anfangen. Die vergleichsweise niedrigen Passquoten eines Schmiedebach, von denen in dem Text aus dem Tagesspiegel auch die Rede ist (70 % kommen an), zeugen von einem Konzept stark eingehegten Hasards, das eigentlich nachmachbar sein müsste, ohne deswegen das Spiel völlig von sich zu weisen. So war es nämlich gegen Nürnberg, das sollte sich in Hannover nicht wiederholen.

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