Dienstag, April 12, 2011

Schienbeinhärte

Mit einem steifen Nacken ist Peter Niemeyer am Montag aufgestanden, mit einer Pudelmütze hat er am Abend sein wichtiges Tor gegen den VfL Bochum gefeiert. Hertha hat sich im "Kracher" der Liga zwee beim VfL mit 2:0 durchgesetzt und hat damit schon gute Gründe, optimistisch in die letzten Spiele zu gehen. Drei Punkte gegen Osnabrück, dann wäre der Besuch in Duisburg schon beinahe eine Bonus-Aufgabe, auf den Besuch der Sechz'ger könnten wir uns richtig freuen, nach Aue würden wir zum Feiern fahren, und gegen Augsburg wäre das Olympiastadion eine Jubelbude.

Die Verantwortlichen hatten alle Mühe, nicht schon in Jubel auszubrechen, aber die Lage ist nun doch recht klar: Hertha kann den Aufstieg nur noch aus eigenem Übermut vermasseln, dass das nicht geschehen wird, dafür gab es in Bochum eine Menge Indizien. Es war kein gutes Spiel, sondern eines, das uns gezeigt hat, warum ein Aufstieg so dringend wünschenswert ist - wenn Hertha wieder an der Evolution des Spiels teilhaben will, wenn es wieder um die wirklich schönen Seiten des Fußballs gehen soll, dann nicht in Liga zwee.

Immerhin kann man sagen, dass Hertha gegen Bochum die Wahl der Waffen angenommen hat - es war ein Spiel, das mit den Schienbeinen entschieden wurde, in intensiven, stochernden Zweikämpfen um einen Ball, der kaum einmal mit längeren Passfolgen über das Feld bewegt wurde. Kobiashvilis brutales Foul an Azaouagh war Symptom dieser Auseinandersetzung, der Bochumer Techniker musste ausgewechselt werden.

Patrick Ebert, dessen tolles Engagement ebenfalls grenzwertig zu werden drohte, blieb zur Pause auch in der Kabine, für ihn kam Raffael, die Doppelsechs mit Lustenberger und Niemeyer blieb im Dienst. Zur Halbzeit führte Hertha mit 1:0 durch einen Freistoß aus großer Distanz, den zweiten Ball übernahm Lasogga von halblinks direkt, und Niemeyer bekam irgendwie den Fuß in den Schuss - es war ein glückliches Tor, entsprach aber doch dem Spielverlauf.

Über die zweite Halbzeit muss man hier nicht viel schreiben, außer eben, dass Hertha sich stellte. Und dass ein Ronny kurz vor Schluss sich noch einmal so kühn in einen eigentlich schon verlorenen Ball wirft und akrobatisch eine Ablage für seinen Bruder produziert, die diesem kein Problem bereitete, das ist jener kleine Überschuss an Leidenschaft, den es bei dieser Hertha-Mannschaft eben gibt, mit Spielern wie Lasogga, Ronny, Ebert, die das gewisse Plus schaffen. Das Plus sind nun sieben Punkte auf Platz drei, und drei Heimspiele von den verbleibenden fünfen.

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