Samstag, März 05, 2011

Direktabnahme

Wenn man über Patrick Eberts neuen Look ein wenig nachdenkt, dann könnte man meinen, er wolle Hansi Hinterseer Konkurrenz um den Mr. Moonboots machen. Zum Glück hat das neuerdings ein wenig geckenhaft wirkende Auftreten des Hertha-Idols aber keine Auswirkungen auf sein Spiel: Er ist motiviert, konzentriert und geschärft aus der Verletzungspause zurückgekommen, und tritt nun zum Beispiel Cornerkicks, die man in Berlin über viele Jahre der konsequenten Verschlampung dieses wichtigen Instruments nicht gesehen hat.

Gegen den FSV Frankfurt an einem nasskalten Freitagabend war Ebert gestern auch an dem wichtigen frühen Ausgleich beteiligt, als Verwerter eines Schlenzers von Rukavytsya von der linken Seite, den er per Direktabnahme ins Tor einsandte. Davor war Frankfurt bald nach Spielbeginn in Führung gegangen, da hatte Hertha sich noch nicht sortiert gehabt (wie sie alle stimmen, die Fußballerformulierungen!), und Aerts brachte gleich wieder das Publikum gegen sich auf, das ihn dann 90 Minuten lang mit Argwohn verfolgte.

Hubnik sorgte noch vor der Pause für die 2:1-Führung, und in Halbzeit zwee konnte man schön sehen, dass Hertha gut damit zu tun hat, in der momentanen Phase der Liga selbst die innere Spannung aufrecht zu erhalten: Das Spiel ging bei mäßig gefährlichen Frankfurter Bemühungen so dahin. Man konnte sich also in Ruhe an kleinen Feinheiten delektieren wie den "Freistoßtricks", auf die Rukavytsya und Ebert sich geeinigt haben: Je nachdem, ob der ruhende Ball links oder rechts liegt, stehen sie beide zum Anlauf bereit, und während alle rätseln, wer von ihnen wohl treten wird, wissen sie schon, dass es immer der ist, der den Ball zum Tor zirkelt - nach der mathematisch notwendigen Mindestmenge von drei Freistößen wussten wir es auch.

Die Causa der beiden ist jedoch aufschlussreich für die Formationsfrage, vor der Coach Babbel für die restlichen Saisonspiele - und wohl auch, wenn man das optimistische Szenario eines gelingenden Wiederaufstiegs annimmt - für die kommende Saison steht. Hertha spielt jetzt wieder ein klassisches 4-4-2, mit zwei Flügeln, zwei Stürmern und zwei Mann in der Zentrale. Gestern musste Raffael fast eine Stunde (und Ronnaldy fast das ganze Spiel) auf einen Einsatz warten, weil Lustenberger neben Niemeyer begann - ich schätze den Leiharbeiter aus Bremen sehr, halte den Schweizer Schlaks aber für den besseren Fußballer.

Gegen stärkere Mannschaften und für die Zukunft halte ich nach wie vor eine Doppelspitze mit Raffael und Ramos bei Doppelsechs mit Lustenberger und Niemeyer für überlegenswert. Die Integration der jungen Begabten (Lasogga, Schulz, Djuricin) wird ein interessantes Kapitel, zumal Schulz (wie auch Ebert!) seinen nächsten Vertrag noch nicht unterschreiben will, was aber eine andere Ebene der Integration anbelangt.

Beim jetzigen Tabellenstand kommt Hertha jedenfalls um Planspiele für Liga eins nicht herum, dabei zeichnet sich ab, dass offensiv das Personal für einen Klassenerhalt oben vorhanden ist (bei Patrick "Helios" Ebert würde ich mich sehr freuen, wenn er bliebe - er verkörpert für mich auch die vielen Auf und Abs, die ich mit Hertha schon erlebt habe), während defensiv noch fast alles offen ist. Immerhin arbeitet Hubnik doch deutlich an seiner Qualifikation für die nächsthöhere Ebene, nicht zuletzt mit Toren und Torvorlagen.

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