Dienstag, März 29, 2011

Elftbeste Freunde

Zwischendurch eine Nachricht aus England, die allen Herthafans ein exzellentes Zeugnis ausstellt: Unser Club aus Berlin ist offiziell der am elftbesten unterstützte in Europa, knapp hinter dem HSV und vor Olympique Marseille. Dahinter rangieren Mannschaften wie Inter Mailand, die halbe Bundesliga und, mit großem Abstand, der FC Liverpool. Ganz vorne steht Manchester United, gefolgt vom BVB. Nun beruht dieses Ranking nicht auf einer komplexen Auswertung von Besucherstatistiken, Ostkurvenadrenalinwerten, Dezibelanalysen und Mentalenergiemessungen, sondern ganz einfach auf den Besucherzahlen der vorangegangenen Saison. Da hängt also natürlich eine Menge an der schieren Stadionkapazität selbst, die Position von Liverpool ergibt sich daraus, dass das Stadion an der Anfield Road relativ klein ist (sie würden anderenfalls wohl führen müssen).

Die Zahlen zeigen aber, wenn sie denn stimmen (hatte Hertha tatsächlich einen Schnitt von 52,165?), welche Voraussetzungen in Berlin herrschen und wo man mit ein wenig Geschick hinkommen sollte - in das europäische Mittelfeld. Das Oly bietet nun einmal eine Menge Platz, das ergibt - trotz blauer Laufbahn - eine Menge potentieller Einnahmen, und man kann auch drumherum eine Menge "generieren". Wenn am Wochenende der SC Paderborn 07 in die Hauptstadt kommt, dann werden Berlin und die Welt wieder in großer Zahl erscheinen, und damit dazu beitragen, dass Hertha in dieser Saison eine Konkurrenz ganz sicher und mit phänomenalem Abstand gewinnt: die um den bestunterstützten Zweitligisten aus 2010/2011.

Dienstag, März 22, 2011

Saisonverläufe

Den türkischen Spieler Tuncay Sanli kenne ich gut aus der Premier League, weil er dort den Arsenal FC das eine oder andere Mal geärgert hat, was so schwer nicht ist. Im Winter hat Manager Hoeneß ihn nach Wolfsburg geholt, wo er dreimal "geholfen" hat, seither ist er nicht mehr aufgeschienen, und der VfL, der Club mit dem sechststärksten Kader, steht auf Platz 17. Dass Manager Hoeneß in der Autostadt kein neues Imperium, sondern einen neuen Scherbenhaufen hinterließ, ist nur eine Nebensache dieser Saison, aber eine, die ich mit Emotion verfolge - und mit Elefantengedächtnis, das bei jeder Fehlentscheidung zuungunsten von Wolfsburg sofort an die eine Szene zwischen Simunic und Dzeko zurückdenkt, die vor zwei Jahren eine wichtige Weiche stellte. Herthaner werden wissen, was ich meine.

Sieben Spiele (neun in England) stehen noch aus, allmählich klären sich die Konstellationen, es werden Saisonverläufe sichtbar, und man weiß langsam, worauf es ankommen wird. In Liga zwee deutet sich ein schwieriges Finale für Hertha an, das sie mit zwei Heimsiegen gegen Paderborn und Osnabrück allerdings etwas leichter gestalten könnte. Es wird aber auf die direkte Auseinandersetzung mit Bochum ankommen, den Rückfall auf Platz 3 (oder, nicht auszudenken, 4) zu vermeiden. Für das Auswärtsspiel in Aue am vorletzten Tag gab es eine Verlosung der knappen Auswärtskarten, bei der ich Glück hatte - ich kann also live berichten.

In Liga eins hat Jürgen Klopp nach dem Match gegen Mainz erkennen lassen, dass er sehr wohl weiß, was auf dem Spiel steht: eine gigantische Blamage ist nicht völlig auszuschließen, die sieben Punkte auf Vizekusen sind eine Ziffer, die unbeteiligte Fans wie mich neugierig macht. Ich habe allerdings aus dem Jahr 2002 noch eine gewisse Sympathie für Leverkusen bewahrt, deren Stil in diesem Jahr auch wieder positiv auffällt - bei der Gelegenheit: Wo ist eigentlich Yildiray Bastürk?

In England sieht Chelsea nach einem epischen Durchhänger über drei Monate plötzlich wieder eine kleine Chance gegen MeanU, dazwischen liegt nur noch Arsenal, wo Jens Lehmann plötzlich ernsthafte Chancen hat, für den Zieleinlauf die Nummer eins im Tor zu werden. Das wäre dann auch ein Saisonverlauf, von dem zwar alle seriösen Kommentatoren in England meinen, dass er ans Groteske grenzt - aber wer weiß, was sich das Schicksal für "Mad Jens" noch ausgedacht hat?

Samstag, März 19, 2011

Maltematip

Die Spieler von Hertha sollten gestern gemerkt haben, dass Liga zwee auch anstrengend sein kann: Eine von Benno Möhlmann trainierte Mannschaft des FC Ingolstadt 04 (der erst zum zweiten Mal die Wege von Hertha Berliner Sport Club gekreuzt hat) hat mit Mumm gegen einen mäßig inspirierten Favoriten ein 1:1 erreicht.

Dabei hatte es nach der 70. Minute so ausgesehen, als könnte auch dieses umkämpfte Spiel eine weitere Station auf dem Durchmarsch sein. Da setzte nämlich der eben eingewechselte Nico Schulz einem Ball nach, den Malte Metzelder eigentlich unter Kontrolle hatte. Der Verteidiger rutschte aber weg, und so konnte Schulz noch eine Hereingabe bewerkstelligen (bei der es ihn selber auf den Hosenboden setzte), die Lasogga dieses Mal im Stile eines "Schleichers" verwandelte. Er kam wenig zur Geltung gestern, war aber da, als es galt, wie einst der legendäre österreichische Stehgeiger Anton Polster.

Danach verstärkte Ingolstadt aber noch einmal das ohnehin schon beträchtliche Engagement und erzielte schließlich nach Kopfball durch Marvin Matip den Ausgleich - das Remis war also, wenn man die beiden Ingolstädter Hauptbeteiligten nimmt, höhere Maltematip.

Warum lief es nicht so für Hertha? Das Spiel von Montag sollte eigentlich nicht mehr in den Beinen gewesen sein, aber vielleicht im Kopf? Man hatte jedenfalls von weit außen (Fernsehen) den Eindruck einer gewissen Zerstreutheit vor allem bei Ebert und Raffael, auch Ramos, dazu kam ein mangelnder Nachdruck bei den Standards, die von rechts vorwiegend mit Slice geschossen wurden und deswegen auf dem Weg in den Strafraum immer langsamer zu werden schienen, gleichsam verhungerten.

Ingolstadt spielt aber auch wirklich einen guten Upsetter-Fußball, also einen Stil, der unterlegenen Mannschaften Erfolg verspricht, weil er auf defensiver Verengung und zügiger offensiver Öffnung der Räume besteht. Mijatovic hielt mit einigen "old school"-Tacklings dagegen, das Kopfballduell gegen Matip verlor dann allerdings Lasogga, sodass auch er persönlich unentschieden spielte.

Coach Babbel nahm das Ergebnis nicht sehr krumm, die Mannschaft aber hat hoffentlich begriffen, dass ein zwotes Jahr in Liga zwee zwei weitere Begegnungen mit Ingolstadt mit sich bringen würde - und das sollte sie tunlichst vermeiden.

Dienstag, März 15, 2011

Trolli-Arena

Eine reife Leistung von Hertha Berliner (nicht, wie ich fälschlich meinte: Ball) Sport Club gegen den Aufstiegskonkurrenten Greuther Fürth ergibt in Summe sechs Punkte Vorsprung auf Platz drei, einen gelösten Manager Preetz und gute Aussichten für den Zieleinlauf in Liga zwee. Vor 12790 Zuschauern in der nicht ausverkauften Trolli-Arena trafen Ramos und Niemeyer per Kopf. Personell waren nur drei Angelegenheiten nennenswert: Erstens spielte Ronny für den kurzfristig indisponierten Kobiashvili (ordentlicher Auftritt), zweitens war Lell doch rechtzeitig fit geworden, sodass sich der Einsatz von Janker (über den der RBB am Sonntag noch einen Beitrag gebracht hatte) erübrigte, und drittens kam Raffael über einen halbstündigen Einsatz nicht hinaus, nachdem ihm davor Lustenberger vorgezogen worden war, der stark spielte, wie auch Niemeyer.

Hertha hat in dieser Saison einen Lernprozess vollzogen, der sie gleichzeitig wieder an ihren Ausgangspunkt zurückführt - zu dem Flügelspiel plus Standardsituationen, das sie zwischendurch ein wenig vergessen hatte. In Fürth fielen die Tore nach Flanken von rechts, einige interessante Hereingaben von links blieben unverwertet. Der Führungstreffer von Ramos wie auch das zweite Tor durch Niemeyer kann man als Kopien bereits patentierbarer Hertha-Treffer aus dieser Saison ansehen (zB hatte Niemeyer im Hinspiel gegen Union ganz ähnlich getroffen, und Ramos erst neulich gegen Aachen, allerdings damals nach ruhendem Ball).

Die neue Breite des Hertha-Spiels verdankt sich nicht zuletzt dem Ethos und der Technik von Patrick Ebert, der sich als echter Gewinn erweist, nachdem er die ganze Hinrunde versäumt hatte. Es gibt natürlich auch personelle Opfer der neu gefundenen Kompaktkeit: Nach Domovchyiski (der gestern kurz spielen durfte) ist nun auch Raffael in einer Situation, in der für ihn nicht in jedem Fall Platz ist - der beste Spieler im Kader hat keinen Stammplatz, auch interessant.

Der Umstand spricht aber natürlich für das, was Preetz nach dem Spiel sagte: dass bei Aufstieg die Mannschaft weitgehend bereits steht für Liga uno. Ich habe ja schon verschiedentlich geschrieben, dass ich dann ein Szenario mit Lustenberger und Niemyer, Raffael und Ramos für plausibel hielte, wodurch Lasogga in die Wartestellung müsste. Das sind alles Planspiele, die bei Hertha den Aspekt am Fußball zurückbringen, der mich am meisten begeistert: allmähliche Entwicklung, Evolution, individuelle Professionalisierung (Ebert!) in einem überzeugenden System, das Hertha gegen Greuther Fürth präsentiert hat.

Freitag, März 11, 2011

Ritter der Mischmaschine

Ich muss zugeben, das CL-Spiel zwischen Barcelona und Arsenal beschäftigt mich immer noch. Das liegt nicht nur daran, dass in Sachen Hertha eher nachrichtenarme Zeit ist (soll ich mich wirklich ausführlich damit auseinandersetzen, dass Janker nur ein, zwei Spiele statt Lell machen wird?). Es liegt daran, dass in diesem Spiel grundsätzliche Optionen des Fußballs verhandelt wurden, wie auch Ronald Reng in einem guten Text ausführt.

Ich habe einfach eine Weile gebraucht, um zu verdauen, dass Arsenal dieses Mal eine andere - und man muss konstatieren: weniger naive - Herangehensweise an diese Herausforderung gewählt hat. Sie haben sich gegen die Armada der Ritterlichkeit als die Ritter der Mischmaschine positioniert, zwar nicht im eigentlichen Sinn Beton angerührt oder gar den Bus geparkt, wie die einschlägigen Formulierungen lauten, aber sie haben doch den Zugang des krass unterlegenen Teams gewählt.

Und damit wird erst so richtig verständlich, warum Arsène Wenger nach der roten Karte gegen van Persie so aus der Rolle gefallen ist. Denn der Referee hat den Strohhalm gekappt, auf den diese ganze Idee gestützt war - eindeutig hatte Arsenal einen Matchplan, und durch das Eigentor von Busquets waren sie in dem Moment auch drauf und dran, ihn durchzusetzen. Es war der Plan eines Underdogs, und damit hatte ich beim aktuellen Sehen des Spiels echte Schwierigkeiten, das zu konzedieren.

Bleibt also offen die Paradigmenfrage: Welches Konzept könnte gegen Barcelona funktionieren? Interessant ist eine Bemerkung des Arsenal-Keepers Almunia, der den Eindruck hatte, sein Team liefe zu wenig. Mir kam das auch so vor, aber die Statistik korrigiert das: Arsenal lief 111km, Barcelona 116, das ist weitgehend der Unterschied, den van Persies Fehlen ausmacht. Der Eindruck entsteht, weil Arsenal fast durchweg hinterher lief.

Die permanente Feinjustierung der beiden Defensivlinien war eine bemerkenswerte taktische Leistung, aber es fehlte etwas Entscheidendes: Aggressivität. Nur Wilshere kämpfte wirklich um den Ball, Fabregas hätte eigentlich nach 15 Minuten schon ausgewechselt werden müssen, Diaby war wie immer nur halb präsent, und Nasri kämpfte seine Duelle meistens auf Höhe des eigenen Sechzehners.

Ich bin sicher, Arsenal hatte auch einen Plan für die Einteilung der Kräfte, sie wollten wie im Hinspiel gegen Ende noch einmal zusetzen. Das wäre dann auch mehr gewesen als ein "lucky punch", das wäre tatsächlich Strategie gewesen, Abwägung von Mittel und Zweck, Konzession der Hoheit auf dem Feld im Tausch für den entscheidenden Konter (für den es ab Minute 60 allmählich die Räume gegeben hätte).

All das hat Busacca zumindest stark beeinträchtigt. Vor dem Spiel hatte ich getippt (gehofft), dass Arsenal mit einem 2:3 weiterkommen würde. Der Spielverlauf hat das im wesentlichen bestätigt, aber dann kam eben der Moment, der alle Pläne über den Haufen warf. Wie das eben so ist im Fußball, wo es nun noch fünf Gelegenheiten gibt, auf den FC Barcelona in diesem Jahr eine internationale Antwort zu finden.

Mittwoch, März 09, 2011

Ohrenbetäubung

Wenn es im Fußball so etwas wie lineare Evolution gäbe, dann müsste ich unbedingt darauf hoffen, dass Arsenal im kommenden Jahr wieder irgendwann auf den FC Barcelona in der CL trifft. Denn das Ausscheiden in diesem Jahr war genau um jene Faktoren knapper (2:1 und 1:3 nach 2:2 und 1:4 im Jahr 2010), dass beim nächsten Mal das Team von Arsène Wenger die Oberhand behalten müsste.

Wir wissen natürlich alle gut genug, dass das nutzlose Rechnungen sind, und Trost bieten sie auch keinen. Barcelona hat sich gestern völlig verdient durchgesetzt, weil Arsenal nur eine halbe taktische Antwort fand, und durch einen Fehler von Fabregas hielt diese auch nicht ganz eine Halbzeit vor.

Das Stichwort ist Mourinho. Arsenal zog sich zur Überraschung vieler Beobachter auf minimalen Ballbesitz zurück und schaffte es lange Zeit, die Zehnmannoffensive von Barcelona fast schon ein wenig zu entnerven. Die andere Komponente dieses Plans fehlte allerdings vollständig: Arsenal gab ein geradezu jämmerliches Bild bei Ballbesitz ab, von einem Ansatz zu einem gefährlichen Konter konnte keine Rede sein.

Dazu kam die auch nicht gerade noble, großzügige Darstellung von Schmerzensszenen - dauernd wälzte sich ein Gelber auf dem Rasen, gleich von Beginn an, das kenne ich sonst so nur von Cottbus im Olympiastadion. Die dadurch unumgängliche Nachspielzeit in Hälfte eins brachte das erste Tor für Barcelona (Fabregas, Iniesta, Messi), und damit war das halbe Konzept von Wenger eh schon obsolet.

Und tatsächlich bekam Arsenal eher glücklich bald nach der Pause durch einen Corner von Nasri, den Busquets ins eigene Tor lenkte (nachdem Abou Diaby, das muss man ihm lassen, vor ihm imposant hoch gestiegen war und ihm damit die Sicht auf den Ball nahm), den wichtigen Auswärtstreffer. Trotz des zum Teil würdelosen Auftretens in der ersten Halbzeit war ich nun auch noch einmal gespannt, doch dann stellte der Schweizer Schie

srichter Busacca in der 56. Minute van Persie mit einer gelb-roten Karte vom Feld. Das Bild, in dem der Niederländer mit dramatischer Geste den Referee auf die 100000 Zuschauer hinwies, deren Ohrenbetäubung ihn einen Abseitspfiff nicht hören ließ (die Fernsehaufnahmen machen seine Behauptung relativ glaubwürdig, van Persie schließt in einer fließenden Bewegung einen Durchbruch ab - ins Außennetz, er hätte da schon abbrechen müssen), werde ich nie vergessen.

Aber auch diese Karte hätte es m.E. nicht gegeben, hätte Arsenal nicht von Beginn an Zeit geschunden. Danach kam bald der zweite Treffer für Barcelona nach einer absolut grandiosen Filetierung der Arsenal-Zentraldefensive, die Xavi abschloss, und schließlich musste Koscielny dem Tempo Tribut zollen, er verursachte einen Elfer (für das Foul hätte er auch Gelbrot sehen müssen, aber da plagte Busacca dann doch schon ein wenig das schlechte Gewissen wegen van Persie), den Messi verwandelte.

Spät hatte Nicklas Bendtner noch die Chance, sich als der Klassestürmer zu erweisen, für den er sich hält, aber er nahm eine Hereingabe von Wilshere mit wenig Feingefühl an und konnte dadurch von Mascherano noch an einem Abschluss gehindert werden, der Arsenal weitergebracht hätte - aber um welchen Preis? Um den Preis, wie eine schlechte Kopie von Inter Mailand dazustehen. Nein danke. Das war ein ehrenwerter Versuch mit einigen ehrlosen Einlagen, und ich behaupte jetzt einfach einmal, dass die Sache mit ein wenig mehr "no nonsense" vielleicht eher gut ausgehen hätte können.

Samstag, März 05, 2011

Direktabnahme

Wenn man über Patrick Eberts neuen Look ein wenig nachdenkt, dann könnte man meinen, er wolle Hansi Hinterseer Konkurrenz um den Mr. Moonboots machen. Zum Glück hat das neuerdings ein wenig geckenhaft wirkende Auftreten des Hertha-Idols aber keine Auswirkungen auf sein Spiel: Er ist motiviert, konzentriert und geschärft aus der Verletzungspause zurückgekommen, und tritt nun zum Beispiel Cornerkicks, die man in Berlin über viele Jahre der konsequenten Verschlampung dieses wichtigen Instruments nicht gesehen hat.

Gegen den FSV Frankfurt an einem nasskalten Freitagabend war Ebert gestern auch an dem wichtigen frühen Ausgleich beteiligt, als Verwerter eines Schlenzers von Rukavytsya von der linken Seite, den er per Direktabnahme ins Tor einsandte. Davor war Frankfurt bald nach Spielbeginn in Führung gegangen, da hatte Hertha sich noch nicht sortiert gehabt (wie sie alle stimmen, die Fußballerformulierungen!), und Aerts brachte gleich wieder das Publikum gegen sich auf, das ihn dann 90 Minuten lang mit Argwohn verfolgte.

Hubnik sorgte noch vor der Pause für die 2:1-Führung, und in Halbzeit zwee konnte man schön sehen, dass Hertha gut damit zu tun hat, in der momentanen Phase der Liga selbst die innere Spannung aufrecht zu erhalten: Das Spiel ging bei mäßig gefährlichen Frankfurter Bemühungen so dahin. Man konnte sich also in Ruhe an kleinen Feinheiten delektieren wie den "Freistoßtricks", auf die Rukavytsya und Ebert sich geeinigt haben: Je nachdem, ob der ruhende Ball links oder rechts liegt, stehen sie beide zum Anlauf bereit, und während alle rätseln, wer von ihnen wohl treten wird, wissen sie schon, dass es immer der ist, der den Ball zum Tor zirkelt - nach der mathematisch notwendigen Mindestmenge von drei Freistößen wussten wir es auch.

Die Causa der beiden ist jedoch aufschlussreich für die Formationsfrage, vor der Coach Babbel für die restlichen Saisonspiele - und wohl auch, wenn man das optimistische Szenario eines gelingenden Wiederaufstiegs annimmt - für die kommende Saison steht. Hertha spielt jetzt wieder ein klassisches 4-4-2, mit zwei Flügeln, zwei Stürmern und zwei Mann in der Zentrale. Gestern musste Raffael fast eine Stunde (und Ronnaldy fast das ganze Spiel) auf einen Einsatz warten, weil Lustenberger neben Niemeyer begann - ich schätze den Leiharbeiter aus Bremen sehr, halte den Schweizer Schlaks aber für den besseren Fußballer.

Gegen stärkere Mannschaften und für die Zukunft halte ich nach wie vor eine Doppelspitze mit Raffael und Ramos bei Doppelsechs mit Lustenberger und Niemeyer für überlegenswert. Die Integration der jungen Begabten (Lasogga, Schulz, Djuricin) wird ein interessantes Kapitel, zumal Schulz (wie auch Ebert!) seinen nächsten Vertrag noch nicht unterschreiben will, was aber eine andere Ebene der Integration anbelangt.

Beim jetzigen Tabellenstand kommt Hertha jedenfalls um Planspiele für Liga eins nicht herum, dabei zeichnet sich ab, dass offensiv das Personal für einen Klassenerhalt oben vorhanden ist (bei Patrick "Helios" Ebert würde ich mich sehr freuen, wenn er bliebe - er verkörpert für mich auch die vielen Auf und Abs, die ich mit Hertha schon erlebt habe), während defensiv noch fast alles offen ist. Immerhin arbeitet Hubnik doch deutlich an seiner Qualifikation für die nächsthöhere Ebene, nicht zuletzt mit Toren und Torvorlagen.