Sonntag, Dezember 19, 2010

Herbstzweiter

Hertha überwintert in Liga zwee auf Platz zwee, dank eigener Leistungen und des Mikroklimas im Erzgebirge, wo in den vergangenen Tagen so viel Schnee fiel, dass Aue sein Heimspiel gegen FSV Frankfurt nicht austragen konnte.

33 Punkte aus 17 Spielen, gestern kam noch einer hinzu durch ein 1:1 beim Herbstmeister Augsburg, in einem eigentlich ziemlich guten Spiel von Hertha, das aber durch Ereignisse überschattet war. Coach Babbel hatte eine interessante Personalentscheidung getroffen, indem er Ramos auf der Bank ließ und den zurückkehrenden Niemeyer neben Lustenberger aufstellte. Raffael bekam dadurch alle Freiheiten für einen beeindruckenden, auch defensiv starken Aktionsradius, Ronny und Rukavytsya spielten flexibel auf den Außenpositionen, und Lasogga fuhrwerkte im Sturmzentrum.

Hinten blieb Burchert in der ersten Elf, und Hubnik bildete mit Mijatovic wieder das Nadelöhr in der Viererkette, durch das schon so mancher Gegner ein großes Kamel hindurchgeschickt hat. Gestern war es Rafael, der Mijatovic schon nach einer Viertelstunde auf dem falschen Fuß erwischte, sodass der Kapitän zu einer ungeschickten Intervention gezwungen war, die mit einer roten Karte geahndet wurde. Es gab Proteste, aber ich sehe nicht, dass das etwas anderes als die Vereitelung einer klaren Torchance war, die sich trotz des tiefen Bodens nach wenigen Metern für Nando Rafael ergeben hätte.

Der Berliner Junge aus Angola und Amsterdam zeigte gestern, warum er wahrscheinlich in der zweiten Liga ganz gut aufgehoben ist, andererseits wüsste ich gern, was aus ihm hätte werden können, wenn er in den entscheidenden Jahren einen anderen Trainer als Falko Götz gehabt hätte.

Hertha ließ sich durch den personellen Nachteil nach der Hinausstellung von Mijatovic nicht aus dem Konzept bringen, spielte gut gegen den Ball und zeigte sogar die Ansätze des Kombinationsfußballs, die eben nur möglich sind, wenn viel gelaufen wird. Ronny, der ja schon im ersten Spiel gegen Oberhausen die Kunst des "Lochpasses" (österreichisch für "jemanden in die Gasse schicken") gezeigt hatte, schickte gestern nach knapp einer halben Stunde Rukavytsya, und der flinke Australier aus der Ukraine schloss sehr schön ab.

Hertha kontrollierte das Spiel auch in Unterzahl und war einem zweiten Treffer immer näher als Ausgburg dem Ausgleich, bis Schiedsrichter Gagelmann einen dubiosen Elfmeter gab: Burchert hatte einen Schuss nicht festhalten können, tapperte dam Ball nach, und Oehrl fiel hin, als hätte sich unter seinen Beinen der Erdboden geöffnet.

Den Elfmeter verwandelte Nando Rafael souverän, danach wurde das Spiel grotesk, weil Gagelmann sich durch eine Reihe von seltsamen Entscheidungen in ein Schlamassel der Konsequenzen hineinmanövriert hatte, in dem er keine andere Möglichkeit sah, als zuerst zwei Augsburger und dann auch noch Hubnik nach einer zweiten gelben Karte vom Platz zu stellen (der Tscheche hatte im Getümmel im Strafraum einen Ball zu gewinnen versucht, den der Tormann schon hatte).

Hertha wird damit gegen Oberhausen im neuen Jahr entweder Janker reaktivieren müssen, oder mit Lustenberger neben Neumann in der Innenverteidigung spielen, oder aber van Buyten oder Demichelis kaufen, die beim FCB vielleicht auf den Markt kommen. (Soviel zu den Rensing-Spekulationen, die hoffentlich nur solche gelangweilter Tabloiden sind.)

Aus dem Augsburg-Spiel kann man immerhin eine Erkenntnis mitnehmen: Die Mannschaft hat es drauf (der Trainer wohl doch auch, die letzten beiden Formationen sprechen wieder für ihn), wenn sie sich nicht hängen lässt oder aber arg ungeschickt ist, ist der Aufstieg zu schaffen.

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