Dienstag, November 30, 2010

El Clasico

Zu den mäßig guten Witzen in einem demnächst erscheinenden Film über einen Touristen in Venedig gehört, dass besagter Amerikaner in Italien ständig Spanisch spricht, weil ihm der Unterschied nicht geläufig ist. Mit einem freundlichen "Gracias" macht man sich eine südeuropäische Kontinentalausbuchtung weiter östlich nicht beliebt.

Gestern hat es sich aber dank Valdano so ergeben, dass wir uns den spanischen "Clasico" zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid in einer neapolitanischen Kneipe angeschaut haben, die zum großen Ereignis rammelvoll war. Wir waren zu viert, wobei die Sympathien quer verteilt waren, Christian P. berief sich auf alte Zuneigung zu Real, meinte aber ganz offensichtlich stark das deutsche Nationalteam, das dort in Teilen aufläuft. Valdano hielt zu Barca und zu Özil und Khedira, was auch nicht so einfach war.

Ich hielt zu Guardiola und Barca und war restlos begeistert davon, dass uns die Katalanen, die beim deutschen Bezahlsender für Fußball ja nicht im Angebeot sind, so nachdrücklich auf den neuesten Stand brachten. Das Spiel verlief unerwartet, denn allgemein hatte man doch mit einer starken Abwürg- und Konterdynamik von Madrid rechnen müssen.

Dazu kam es aber nicht, denn ein Pressing war gar nicht möglich, so flink und klug und immer einen Gran weniger erwartbar als normal wählten die Spieler von Guardiola zwischen ihren Optionen (Pass, Dribbling, 360-Grad-Wirbel, Verdünnisieren mit oder ohne Ball) aus, dass der Widerstand sehr schnell geschlagen war.

Barcelona bewies nebenbei, dass das ganze Gerede von One-Touch-Fußball, das eine Weile en vogue war, ein Blödsinn ist: Xavi, Busquets, Iniesta, Messi halten den Ball so lange wie notwendig, und sie spielen ihn so schnell ab, wie es die Laufwege der Mitspieler ergeben; sehr häufig stoppen sie den Ball, schirmen ihn ab, gehen ein wenig, und spielen dann aber den Pass, der nicht den naheliegenden Mann erreicht, sondern einen, der sich daraus ergibt, dass hinter diesem ein Kollege einen interessanteren Lauf gestartet hat.

Dieses Gewimmel war gestern auf "Himmel Italien HD" (Sky Italia) ein Hochgenuss, der durch leidenschaftliche Chöre "Mourinho scemo imbecile va te ne a casa" nur gesteigert wurde. Ich mag Mourinho nicht ungern, aber er ist nun einmal ein solcher Luftballon, dass es gelegentlich Spaß macht, wenn ihm die Luft ausgelassen wird.

Heute ist Mitgliederversammlung von Hertha BSC, da schaffe ich es nicht hin, und morgen wollte ich eigentlich nach Posen fahren, wo Juventus Turin in der Europa League antritt - aber das wird wohl auch nicht klappen, immer noch ein wenig zu viel zu tun.

1 Kommentar:

Sascha 4 friends hat gesagt…

Zyniker sprechen ja bereits von "El Clatschico" ;-)

Eins der besten Spiele, die ich je gesehen hab, auf jeden Fall in der Top Ten!