Sonntag, September 12, 2010

Fieberkurve

Heute habe ich doch glatt die erste Halbzeit von Hertha gegen Bielefeld verschlafen. Das Spiel begann um halbacht Uhr lokale Zeit in Toronto, zur zweiten Halbzeit hatte ich dann aber einen passenden Stream parat (dessen Name auf Tore aus dem Irak verweist, aus welchen Gründen auch immer) und konnte in passabler Qualität mitansehen, wie Babbels Elf einen 2:0-Vorsprung aus den ersten zehn Minuten des Spiels gegen deutlich unterlegene Arminen verteidigte und schließlich noch ausbaute.

Fast 48000 Zuschauer waren wieder im Stadion, in Berlin scheint das Wetter sehr freundlich zu sein, im Oly schien die Sonne. Die Aufstellung war tatsächlich so, wie das von den Zeitungen vorher schon angedeutet worden war: Perdedaj auf der Bank, stattdessen Raffael und Domovchyiski gemeinsam in der Offensivformation. Ramos, der nach den Schrecksekunden auf der Länderspielreise, wo er mit Kreislaufproblemen kollabiert war, eine ärztliche Unbedenklichkeitserklärung bekommen hatte, spielte auf dem Flügel.

Kurz nach Minute 60 gab es im Mittelfeld eine kleine Serie von Vorfällen, die für das Match nicht groß von Belang waren, die aber für mich Schlüsselszenen waren: Zweimal innerhalb kürzester Zeit lief sich ein Bielefelder im dichten Hertha-Pulk fest, zweimal endete die Situation mit Freistoß für Hertha. Das bezeugt die gute, flexible und laufintensive Raumaufteilung, die Grundlage des modernen Fußballs ist (ich habe gestern in Toronto auch ein anschauliches Beispiel vormodernen Fußballs gesehen, davon morgen mehr).

Unter Babbel scheint sich die Hertha allmählich auf diese Grundlagen zu besinnen, beim 3:0 konnte man dann sehen, wie so eine Situation produktiv gemacht wird: Eckball Hertha, Bielefeld wehrt ab, spielt aus der Defensive heraus, läuft sich fest, Hertha erobert den Ball noch an der 30-Meter-Linie, und kontert über Schulz, Querpass auf Friend (der im Abseits steht?) - die Sache ist entschieden.

Marco Djuricin kam heute nicht zum Einsatz, dafür brachte Babbel als erste Einwechslung Schulz für Rukavytsya, bald darauf Perdedaj für Domo, später noch Janker für Niemeyer - so hält man einen Kader in positiver Spannung. Nach drei Spielen hat Hertha einen Orientierungssieg (gegen Oberhausen), einen glücklichen Sieg (gegen Düsseldorf) und einen Pflichtsieg auf dem Konto.

Das ist wichtig, denn bald kommen die kälteren Monate, und dann wird die zweete Liga erst so richtig in ihrer Charakteristik erkennbar werden, und dann ist es gut, wenn es nicht schon eine "uphill battle" ist. Im Moment sieht es gut aus, nicht nur wegen der neun Punkte, auch wegen der Charakteristik und Zusammensetzung der Mannschaft (Perdedaj hatte in seiner kurzen Einsatzzeit schon wieder ein paar gute Momente, Raffael war defensiv auch sehr präsent, ...). Die Reise nach Köpenick wird nun der erste Realitätscheck - kleines Stadion, speziell motivierter Gegner, Derbyfieber.

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