Sonntag, Juli 04, 2010

Friedrich der Große

Gestern sah es für einen Moment so aus, als wäre bei dieser WM selbst ein Finale Paraguay-Uruguay denkbar. Denn nach dem 4:0 von Deutschland gegen Argentinien sind die Favoriten nunmehr zwar klar sichtbar, dabei erwies sich aber auch, dass die Mannschaft von J-Lö am Ende eher gegen einen Außenseiter in Schwierigkeiten geraten könnte als gegen einen "Großen".

Argentinien war gestern sicher nicht groß, die taktische Analyse muss so vernichtend ausfallen, wie es das Ergebnis war, das allerdings auch vom Spielverlauf sehr begünstigt wurde.

Dass sich Spanien gegen Paraguay sehr schwer getan hat, könnte sich nun als Lektion zur rechten Zeit erweisen, die dazu führt, dass Deutschland im Halbfinale vielleicht zum ersten Mal auf einen Gegner trifft, der sich auch konzeptuell auf Augenhöhe erweist. Und personell sowieso: Sergio Ramos ist nicht Otamendi, und Xabi Alonso und Sergio dürften das deutsche Universalmittelfeld, das von Neuer bis Özil reicht, vor eine etwas größere Herausforderung stellen als der einsame Mascherano.

Die Luxuspointe des Spiels nicht nur für mich war sicher das Tor von Arne Friedrich, den der ZDF-Chefkommentator schon davor als "Friedrich den Großen" und als Spieler "ohne Fehl und Tadel" bezeichnet hatte. Er verkörpert am augenscheinlichsten, was am System Löw ganz offensichtlich funktioniert: es macht die Spieler individuell besser, weil die Gruppe funktioniert, und das Training instruktiv ist. Mehr braucht es ja gar nicht.

Das war bei Hertha unter Favre anfangs auch so, und es hat einen Hauch von Hybris, dass ausgerechnet Favre zum Ende der vorletzten Saison seinen eigenen Kapitän demontieren musste - erst jetzt erholt sich Friedrich von dieser Beleidigung, und ich wiederhole mich, dass seine Entscheidung, nach Wolfsburg zu gehen, kleingeistig wirken muss angesichts der Möglichkeiten, die sich ihm vielleicht in einer Woche aufgetan hätten. Aber das ist eben auch Arne Friedrich, er reitet selbst eine große Welle so kontrolliert wie möglich.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Mal erwogen, daß Arne lieber pendeln als umziehen will? Und Mijatovic ist ja kein schlechter Innenverteidiger, nicht der schnellste, aber in Bielefeld immer eine Bank, außerdem ablösefrei. Für Liga 2 sollte ads reichen. Meint Vladano

Anonym hat gesagt…

Das Pendeln als Argument ist einleuchtend, wenngleich es wohl aus anderer Richtung gedacht werden muss: Ein Herthaner hat mich heute darauf hingewiesen, dass nach Berichten der Zeitung, für die nicht nur Philipp Lahm Werbung macht, Arne Friedrich in Hannover baut. Grüßt Kleberson.