Montag, März 15, 2010

Kopfrechnung

Auf "fünf bis zehn Prozent" wird die Chance der Hertha beziffert, in diesem Jahr den Klassenerhalt noch zu schaffen. Angesichts dieser Ausgangslage hat Präsident Gegenbauer denn auch im RBB am Sonntagabend eingeräumt, dass man sich nun auch "öffentlich" mit der Zweiten Liga beschäftigen werde. Das war eine sinnvolle Differenzierung, denn dass das bisher auch schon geschehen ist, war klar, nun aber geht das große Rechnen los.

Ich schreibe einmal auf, wie sich die Lage einem Laien darstellt: Hertha wird im Sommer deutlich über 30 Millionen Euro Schulden haben, das Geschäftsjahr wird nach allem, was man vermuten muss, negativ abgeschlossen werden. Dem stehen potentielle Transfererlöse gegenüber, die man nicht zu hoch ansetzen darf: Außer Raffael sind seit Funkels Amtsantritt alle verkäuflichen Spieler beschädigt worden, in erster Linie Kacar (bei dem auch Verletzungen dazu kamen), aber auch Ebert, Friedrich, Domovchyiski. Lustenbergers Wert sollte gestiegen sein, er wäre aber auch gut in der zweiten Liga zu gebrauchen.

25 Millionen wird die Hertha wohl in die 2. Liga mitnehmen. Dort ist keine Gebarung vorstellbar, bei der wesentlich mehr drin ist als der Zinsendienst, getilgt kann da allenfalls minimal werden. Bleibt als einzige Möglichkeit die Investition in Spieler: billig kaufen, Marke teurer machen, mit Gewinn weiterverkaufen, dabei aber die Mannschaft nicht schädigen (wie es im Fall Simunic der Fall war).

Das wird schwierig angesichts der eher dürftigen Erfahrungen der Hertha in dieser Angelegenheit. Beispiel Ramos: guter Einkauf, aber der Trainer stellt ihm im zweiten Halbjahr Gekas und ein dafür umgestelltes System vor die Nase, Ergebnis: beide treffen fast nie.

Dazu kommt, dass die Nachwuchsarbeit der Hertha, vor wenigen Jahren noch hochgelobt, anscheinend eine Pause genommen hat. Die U23 kämpft auch gegen den Abstieg, es könnte sein, dass Hertha in diesem Jahr mit allen Mannschaften eine Liga tiefer muss. Die zweite Liga wird für Hertha, mehr als für die Konkurrenz, ein Poker auf den sofortigen Wiederaufstieg. Ein Poker mit schwachem Blatt.

Ceterum censeo dass Funkel zurücktreten sollte.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wie kann es sein dass gerade in Deutschland ein Hauptstadtklub ein dauerhaft mieses Managment und immer wieder kuriose Trainer hat. Funkel und Preetz waeren gut beraten beim naechsten Spiel nur noch "Geschichte" zu sein. Allerdings ist es auch eine Schande, dass die Hauptstadt an sich solche einen Werbetraeger immer stiefmuetterlich behandelt.

Berlin kann seinen ewigen provinziellen Mief nicht loswerden - jetzt hats leider auch den Fussball erwischt.

Ein Berlin-Fan

Anonym hat gesagt…

Es ist zwar nicht gesichert, daß Cato der Ältere wirklich das ceterum censeo erfunden hat, aber er hat, so oder so, Jahre gebraucht, bis er sich durchgesetzt hat mit seiner Ansicht - und für Rom war es ja kein Schaden. Kann Dir nur wünschen, daß es mit Funkel schneller geht und nicht, wie bei manch anderem kriselnden Verein, einer dieser Nostalgieschübe einsetzt, die dazu führen, daß man verdiente Mitarbeiter von einst wieder installiert, mit der absurden Begründung, sie würden das Umfeld kennen. Allein daß Namen wie Götz oder Röber überhaupt wieder zu hören sind, jagt einem das nackte Grauen ein. Gruß von Valdano