Samstag, August 29, 2009

Ueberdehnung

Das Match zwischen Manchester United und dem FC Arsenal in wenigen Stunden wird von den Experten auch deswegen mit grossem Interesse verfolgt werden, weil Professor Wenger seiner jungen Mannschaft eine Umstellung verordnet hat, die bisher allgemein als sehr gelungen betrachtet wird. Arsenal spielt in diesem Jahr ein 4-3-3 mit drei echten, rotierenden Stuermern (meistens beginnt Arshavin auf dem linken Fluegel, Bendtner rechts und van Persie zentral), dahinter bilden Denilson, Fabregas (heute wohl Abou Diaby) und Song das Mittelfeld, die Viererkette ist bis auf den starken neuen Belgier Vermaelen die alte geblieben, mit Clichy und Sagna aussen, aber auch hier gibt es einen signifikanten Unterschied, weil Gallas, der einen rechten Fuss hat, auf die rechte Position in der Innenverteidigung gewechselt ist und dort viel besser ist.

Die Konstellation muss uns auch deswegen interessieren, weil die entsprechenden Fragen bei der Hertha noch voellig offen sind. Bei Arsenal spielt Song eine Art Libero im Mittelfeld, hinter dem leicht nach rechts tendierenden Fabregas und dem nominell der linken Seite zugeordneten Denilson. De facto hebt auch hier die allgemeine enorme Beweglichkeit die Grundordnung staendig auf. Ein Vorteil dieser Taktik ist, dass Fabregas gezielter am Spiel teilnehmen kann - er verteidigt natuerlich wie wirklich die ganze Mannschaft intensiv, aber er hat eine Absicherung, wenn einmal etwas schiefgeht.

Bei Hertha spielt Kacar diese Rolle, die aber eben noch nicht genau definiert ist, weil Favre mangels Personal an einem 4-2-2 festhalten muss, das sich nur in kritischen Momenten wie der letzten halben Stunde gegen Broendby IF aufloesen kann. Welche Maengel sind es konkret? Der allseits beliebte Pal Dardai ist fuer die Rolle des Liberos vor der Abwehr nicht mehr agil genug, sein Spielaufbau war immer schon mangelhaft, in dieser Saison kommt bisher noch dazu, dass Cicero verzagt und uninspiriert spielt - nur so kann es zu dem "imperial overstretch" von Kacar kommen, der die Hertha bisher mit Gewalt- und Einzelleistungen im Spiel haelt.

Ein 4-3-3, das Favre ja nominell heuer auch schon versucht hat, scheitert bei der Hertha aber vor allem an den Aussenpositionen, es braucht dafuer sehr vielseitige Fluegelstuermer und schnelle, Respekt einfloessende Aussendecker - einzig Patrick Ebert bietet sich da auf rechts wirklich an, Lukas Pisczek deutet auch an, dass mit ihm zu rechnen sein koennte, dann fehlt aber immer noch der zentrale Stuermer (ich hoffe auf Domovchyiski), der gelernte Innenverteidiger Pejcinovic muss sich links erst eingewoehnen, und rechts bleibt die Sache auch mit Janker, den ich vor Stein sehe, eine Baustelle.

Die neuen Spieler, die Hertha verpflichtet hat oder bis uebermorgen noch praesentieren wird, werden wir auch vor dem Hintergrund dieser taktischen Optionen betrachten muessen. Wuerde mich zB nicht wundern, wenn Favre den neuen Schweden Rasmus Bengtsson einmal auf der Position Dardai einsetzen wuerde - in der letzten Minute gegen Broendby war er dort schon zu sehen, er hat sich mit einem gewonnenen Kopfballduell gut eingefuehrt.

Einen entscheidenden Unterschied zwischen Arsenal und Hertha aber sieht man unabhaengig von der Formation ganz konkret auf dem Platz: Arsenal laeuft viel, viel mehr und schafft staendig Optionen fuer Anspiele. In diesem Bereich liegt bisher das zentrale Defizit der Hertha in diesem Jahr. Es laesst sich tatsaechlich, wie der Coach immer wieder sagt, durch Arbeit beheben

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