Dienstag, Mai 05, 2009

Justus

Die HSH Nordbank Arena des HSV hat mich bei meinen bisher absolvierten Stadionbesuchen in der Fremde am meisten überzeugt. Das beginnt schon damit, dass der Fußweg mehr als einen Kilometer durch den Volkspark führt, und man später, auf den steil aufragenden Rängen, gegenüber durch die "Mundlöcher" immer noch das Grün des Parks und nicht die Bratwurstmeile sehen kann wie auf Schalke. Vor dem Spiel der Hertha trat ein Mann mit seinem achtjährigen Sohn Justus nach vorn und tat kund, dass der Junge ab sofort als Mitglied des HSV eingetragen ist - auch das eine Szene, die zumindest mit diesem Vornamen in Berlin noch für einige Jahre undenkbar bleiben wird.

Die Vereinshymne, die Lieder vor dem Beginn, die ganze Inszenierung gefielen mir ausnehmend - stünde ich zur Verfügung, müsste ich wohl aus kulturellen Gründen allein schon HSV-Fan werden. Aber ich bin ja Hertha-Fan, und als solcher hielt ich mich zwar wohlweislich zurück, vereinzelt unter Hamburger Fans, wie ich saß.

Ich war aber dann doch sehr zufrieden mit dem 1:1 und dem Auftreten der Mannschaft, auch wenn der HSV für meine Begriffe das komplettere Spiel hat. Ein stärkerer Stürmer als Pantelic, ein schnörkelloserer Mittelfeldspieler als der umständliche Dardai, das hätte am Sonntag vielleicht schon zum Sieg gereicht, gegen ein Team allerdings, bei dem Lucien Favre die Überbeanspruchung in drei Konkurrenzen schon mitbedacht hatte. Die Hertha konnte über neunzig Minuten Geduld haben, während der HSV schnell nach einer Lösung suchte und sie in der intensiven Bearbeitung des durch Pisczcek innovativ besetzten rechten Defensivmoduls der Hertha fand.

Von Bergen sah bei der Flanke von Olic in der 7. Minute nicht gut aus, spielte danach aber wieder eine exzellente Partie. Patrick Ebert, über den in den Foren viel geschimpft wird, war mit seiner Dynamik unverzichtbar, auch wenn er manchen Ball verloren hat. Der Coach brachte Chermiti so spät, dass wir schließen müssen, dass er mit dem Remis einverstanden war. Gegen Bochum würde ich den Tunesier allerdings gern einmal von Beginn an sehen. Doch halt, es kommt ja auch noch der Millionenmann Voronin zurück. Die Hertha schöpft ja fast aus dem Vollen. Nur Gojko Kacar hat sich eines der wilden Tacklings geleistet, die er so liebt, und ist nach der fünften gelben Karte gesperrt. Dafür hat er ein großes Tor geschossen. Für ein gerechtes Unentschieden. Vor den Augen des jungen Justus.

1 Kommentar:

boasdei hat gesagt…

Also, ich bin ein großer Freund dieses Bloggs, der mich nicht nur überzeugt weil ich Hertha Anhänger bin, sondern die Spiele und vieles drumherum sehr gut analysiert und meistens meinem Empfinden sehr Nahe kommt. Diesmal muss ich allerdings energisch widersprechen. Die HSH-AOl-Volkspark Arena ist für mich eines der unattraktivsten Stadien der Liga, mit mit dem unsympathischstem Publikum und extrem langweiliger Stadionumgebung. Da lobe ich mir in allen Bereich (ausser der Sicht...) unser Olympiastadion. Tut mir leid bisher keine Kommentare verfasst zu haben, aber bisher wäreen diese auch nur bestätigender Art gewesen und damit meiner Ansicht nach überflüssig.