Sonntag, März 15, 2009

Szenario

In einem ziemlich grindigen Kleinkunstkeller namens "Szenario" in der Oberstadt von Marburg habe ich gestern den ersten Teil der Bundesliga-Konferenz gesehen. Es waren Fans fast aller wichtigen Klubs anwesend, wie das in einer Studentenstadt eben so ist. Zur Pause musste ich dann weg, weil ich zu arbeiten hatte. Weit nach Mitternacht, nun schon wieder in Berlin, habe ich dann die größten Teile des Spiels in einer Wiederholung gesehen. Die Hertha beginnt langsam, die Liga zu nerven. Das kann man zumindest daran ermessen, wie Marcel Reif das Spiel kommentiert hat - so übellaunig war er noch selten. Dabei war doch schön zu sehen, was die Tugend von Hertha gestern war: Geduld. Die Sicherheit ihres Netzwerks, die Qualität ihrer Pässe erlaubt es, dass sie ihr Spiel ohne Hektik aufzieht. Sie muss den Gegner nicht überrennen, sie braucht keine zwanzig Chancen (wie gestern wieder Arsenal), um 4:0 zu gewinnen (wie gestern endlich wieder einmal Arsenal, gegen die Blackburn Rovers). Ich habe noch selten eine Mannschaft gesehen, die das Frustrierende am Fußball, die vielen Züge, die nichts werden, so gelassen hinnimmt und einfach wieder von vorne beginnt, nachdem sie sich den Ball wieder besorgt hat. So kam eine diskrete, bei genauem Hinsehen aber deutliche Überlegenheit zustande. Die Debatte der kommenden Woche sehe ich schon kommen: Ist es nicht eigentlich doch blamabel, dass eine Mannschaft mit der Spielanlage der Hertha in der Liga so weit oben stehen kann? Noch ist nichts gewonnen, aber die Chancen, dass Berlin nächstes Jahr international den Qualitätstest auf die Arbeit dieses Jahres machen kann, stehen jetzt schon sehr gut.

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