Donnerstag, Dezember 04, 2008

Grease

Die Hertha war gestern zu schwach, um gegen Galatasary Istanbul etwas auszurichten. Das Uefacup-Spiel, auf das sich alle gefreut hatten, ging mit 0:1 verloren. Auf den Rängen herrschte gute Stimmung, neuerlich war aber die konkrete Zuschauerzahl enttäuschend: 62000. Das bedeutet, dass kaum 20000 Herthaner da waren. Die Ostkurve gab ihr Bestes, hatte aber wenig zu bestellen. Warum es im Spiel nicht geklappt hat, ist natürlich schwer zu sagen. Die Probleme begannen weit vorne, wo Pantelic und der von einer Grippe geschwächte Voronin nicht harmonierten (bei der einzigen Gelegenheit, bei der Pantelic egoistisch hätte sein sollen, spielte er einen Querpass). Die Flügel waren wirkungslos, weil Patrick Ebert - anders, als ich dachte - noch keineswegs die Form für die erste Mannschaft hat, und Raffael, der mit ihm rochierte, nicht ins Spiel fand. Chahed war defensiv wie offensiv nicht gut orientiert, verletzte sich zudem noch vor der Pause und musste dann Steve von Bergen Platz machen, dem das Pech treu blieb: er verschuldete den Elfmeter, den Baros in der 69. Minute verwertete. Auch die zentralen Akteure waren schwach, Kacar probierte zwar viel, verlor aber auch eine Menge Bälle, und Dardai hatte gegen die technisch versierten Gegner häufig das Nachsehen. Eigentlich war nur Drobny gestern in der Form, die für dieses Spiel notwendig gewesen wäre. Hertha hat einen tollen Herbst hinter sich, hoffentlich bricht sie jetzt nicht noch ein. Gestern hätte sie viel mehr laufen müssen, die Energie dafür konnte oder wollte sie nicht finden. Das ernüchternde Spiel lässt dabei durchaus eine Kontinuität erkennen: Gegen Köln mag in so einer Situation eine Standardsituation zu einem glücklichen Sieg reichen, gegen einen internationalen Gegner selbst mäßigen Formats genügt das nicht. Die vielen tollen Konter, die Hertha in dieser Halbsaison vergeigt hat, zeugen davon, dass sie schnelles Spiel nicht gut kann und irgendwie auch nicht mag. Daran wird zu arbeiten sein, denn das ist der nächste Schritt nach dem Erwerb der Kompaktheit, der jetzt schon zu verzeichnen ist. Ich glaube nicht, dass man dafür schon wieder in größerem Stil investieren sollte, wie Manager Hoeneß das anscheinend möchte (der natürlich mehr an seine Lebensplanung als an die Evolution der Hertha denkt). Ich glaube, dass man die Aufgabe lösen sollte, die das Spiel der Mannschaft stellt: das Flügelspiel muss von den Außenverteidigern her neu konzipiert werden (Stein immerhin ließ gestern Ansätze erkennen), dazu braucht es einen viel besseren "holding midfielder", als Dardai das ist. In der zweiten Halbzeit entdeckten die Fans von Galatasaray eine großartig ironische Parole: Sie sangen "Auf Wiedersehen", entboten den deutschen Fans damit einen deutschen Gruß, der sie quasi aus dem eigenen Stadion schickte. Zu Überfremdungsängsten besteht dabei kein Anlass, nach dem Spiel fuhren alle gemeinsam mit der BVG nach Hause, und ich hatte immer noch Olivia Newton-John im Ohr, einen Hit aus meiner Kindheit aus dem Musical "Grease", der in der Halbzeit lief: "You are the One that I Want". Die Hymne der Scouting-Abteilung?

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