Samstag, November 08, 2008

Hybris

Gerade hat Howard Webb einen neuen Premier-League-Klassiker abgepfiffen. Arsenal schlägt Manchester United mit 2:1. Das ist ein mehr als bemerkenswertes Resultat, wenn man sich die Umstände vergegenwärtigt. Arsenal ging in dieses Spiel nicht nur ohne den ersten Sturm (Adebayor kam aus Stoke mit einer Verletzung zurück, van Persie holte sich dort vor einer Woche bei einem demütigenden und würdelosen 1:2 eine rote Karte), sondern mit der angeknacksten Psyche eines Teams von jammernden Genies. Das 4:4 gegen Tottenham, als in der letzten Minute der Ausgleich für die Spurs fiel und zwei wichtige Punkte verloren gingen, die Niederlage in Stoke und das torlose Remis im CL-Heimspiel am Mittwoch gegen Fenerbahce ließen die Aussichten auf das heutige Spitzenspiel düster wirken. Das Team, das antrat, war dann noch immer weitgehend erste Wahl (Almunia Sagna Gallas Silvestre Clichy Fabregas Denilson Nasri Walcott Diaby Bendtner), aber im Live-Blog des Guardian wurde provokant gefragt: Wieviele von diesen Spielern wären bei Manchester United in der Startelf? Eben. Das Geheimnis liegt also in der eigenen Mannschaft, und Arsenal hat es heute anders gelüftet, als es seinem Image entspricht, aber so, wie es einzig möglich war: das war eine brillante kämpferische Leistung, bei der die spielerischen Glanzmomente gerade ausreichten, um durch die beiden Tore von Nasri das erlösende positive Ergebnis zu schaffen. Das Team, das durch die Hybris von Arsène Wenger, der wichtige Verstärkungen vor allem im zentralen Mittelfeld und in der Innenverteidigung einfach nicht kaufte, in eine gefährliche Fallhöhe gebracht wurde, hat sich heute durch unglaubliche Leidenschaft in der dünnen Luft behauptet. Glück war auch dabei, United hatte zahllose Chancen. Vor vier Jahren endete der lange ungeschlagene Lauf der Generation um Henry und Vieira bei Manchester United in einem häßlichen Match, das sich als Wegscheide erwies. Für die nächste Generation, für Fabregas (der damals schon dabei war) und Walcott und Diaby, könnte das heutige Match eine ähnliche Qualität haben. Nächste Woche geht es allerdings auswärts gegen Aston Villa, und es sind diese Spiele, mit denen Arsenal so oft Probleme hat.

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