Samstag, August 30, 2008

ICE

Arsenal hat heute mit einem überzeugenden 3:0 gegen Newcastle seine Schuldigkeit getan und sich nach der Schlappe in Fulham wieder in die Spur gebracht. Damit ist der erste Teil des Fußballwochenendes gut absolviert, der zweite wird morgen einen echten Höhepunkt bringen: Um 7.53 geht der ICE nach München, in dem Simon und ich sitzen wollen, um rechtzeitig für das Auswärtsspiel der Hertha beim FC Bayern vor Ort zu sein. Wir machen es als Mini-Interrail, einmal im Zug schlafen, nämlich auf der Rückfahrt. Bin gespannt, was der Coach sich für morgen einfallen lässt. Die einzige Frage, die in meinen Augen offen ist, betrifft die Innenverteidigung: ich rechne mit Simunic neben von Bergen, Friedrich außen, Stein ist gesetzt. Davor vermutlich Lustenberger zwischen Kacar und Cicero als defensive Absicherung. Davor Raffael und Ebert, ganz vorn und überall Pantelic. Ein 4-3-2-1 respektive ein 4-3-3, das flexibles Spiel erlaubt oder erfordert, je nachdem, wie man das sehen will. Vielleicht überrascht der Coach aber auch mit einer Variante. Chermiti hat sich gegen Ljubljana schon nach elf Minuten schwer verletzt, damit fällt zumindest offensiv eine Möglichkeit weg. Wir haben super Karten, es sieht alles danach aus, als könnte ich von meinem Platz aus taktische Anweisungen geben. Ich werde mich aber hüten, denn mein österreichischer Dialekt wird leicht mit dem bayerischen verwechselt - da gibt es schnell eine Konfusion. Ha, ho, heh - Hertha ICE!

Donnerstag, August 28, 2008

Rotation

Coach Favre hat sich heute im Rückspiel gegen Interblok Ljubljana ein kleines, therapeutisches Späßchen erlaubt. Er hat fast die ganze alte Viererkette der Hertha aufgeboten, Chahed, Friedrich und Simunic, der zuletzt geäußert hatte, dass nicht einmal Einstein erklären hätte können, warum er gegen Bielefeld auf der Bank saß. Nur links spielte mit Radjabali-Fardi ein neuer Junger, anders ging's nicht, denn Malik Fathi ist in Moskau. Das Späßchen ging insofern auf, als die drei Altstars sofort wieder in die Berufsauffassung verfielen, die sie so lange ausgezeichnet hat: träges Verteidigen, Desinteresse an der Spieleröffnung. Ich gebe zu, es war nicht leicht, sich nach dem frühen 1:0 durch einen Freistoß von Ebert zu motivieren, und auch der Rest der Mannschaft ließ es sehr locker angehen. Aber ich hätte mir doch ein etwas weniger gelangweiltes Auftreten vorstellen können, schließlich schauen da auch Leute vor dem Fernseher zu, und Hertha ist nicht so der Club, dem die Sympathien sowieso zufliegen. Deswegen gibt es, bei einem Spiel im Free TV gegen einen schwachen Gegner, auch die Möglichkeit, ein paar Opportunisten zu interessieren. War dann nicht so, es blieb beim 1:0, selten so ein ödes Match gesehen. Die Ostkurve immerhin zeigte auch im Jahn-Sportpark, was sie kann - sie probte wohl schon für die Allianz-Arena am Sonntag, wohin vermutlich eine starke Delegation mitreisen wird. Simon und ich gehören nicht zur Delegation, wir werden aber auch live dabei sein, wenn Coach Favre die nächste Stufe der Rotation zünden wird.

Königstransfer

Nur noch wenige Tage ist das Transferfenster dieses Sommers offen. Hier ein paar Dinge, die mich interessieren: Wird Hertha noch einen Königstransfer landen? Es sieht alles danach aus, als könnte es in der Liste Kaiser, König, Edelmann, Bürger, Bauer, Bettelmann allenfalls noch zu einem Bürger reichen, manchmal fällt der Name Conca, der Coach hat aber auch schon angedeutet, dass er es für dieses Mal gut sein lassen könnte. Ich finde, dass das Mittelfeld jetzt schon ein wenig überladen ist, und die Flexibilität, die das von den Spielern verlangt, könnte auch einmal zu viel werden. Ich plädiere für ein 4-4-2 mit klassischen Wingern, das würde bedeuten Kacar-Cicero zentral, Ebert rechts und Nicu oder Piszczek links, Raffael oder Chermiti vorn, Pantelic gesetzt. Ich würde also die noch disponiblen Millionen auf ein Tagesgeldkonto legen und im Winter investieren, dann wissen wir mehr. Arsenal soll noch einen Mann für das defensive Mittelfeld kaufen, dazu kann ich gar nichts sagen, außer dass ich hoffe, dass sie das tun werden, dass ich aber zugleich gern sehen würde, was aus Abou Diaby, Denilson oder Djourou wird, die alle neben Fabregas spielen könnten, ihn aber eben nie ersetzen können. Gestern hat Arsenal übrigens durch ein 4:0 gegen Twente Enschede die Qualifikation für die CL-Gruppenphase gschafft. Tore: Nasri, Gallas, Walcott, Bendtner. Nasri hat jetzt schon bald mehr Tore als Hleb in seinen drei Jahren. Twente war aber auch inferior. Was mich sonst interessiert: Wird sich noch jemand Kevin-Prince Boatengs erbarmen, der im Kader von Tottenham Hotspur verschwunden ist? Sollte die seltsame Karriere von Alexander Madlung tatsächlich auf der britischen Insel weitergehen? Wird Josip Simunic noch abgeworben? 22 Millionen hat der HSV gerade ausgegeben, vor diesem Hintergrund ist es schon ganz bemerkenswert, dass Coach Favre sich einen Kader zusammenkaufen hat lassen, der zwar viele Wünsche offen lässt, die aber alle an die schon vorhandenen Spieler zu richten sind.

Montag, August 25, 2008

Luxusproblem

Die Hertha ist positiv in die Saison gestartet, jetzt gibt es schon die ersten Integrationsaufgaben. Im Stadion habe ich das gar nicht so mitbekommen, was ich gestern im Fernsehen zu sehen bekam: Ebert und Pantelic plus Kacar liefen nach dem Führungstreffer zu Jo Simunic, der auf der Ersatzbank schmorte. Wenige Minuten später riss Kaká seinen Bock, der zum Ausgleich durch Wichniarek führte. Das Team, oder ein Teil davon, ist anderer Meinung als der Coach, was die Aufstellung anlangt. Tatsächlich mag es inkonsequent anmuten, rechts den Kapitän Arne Friedrich zu bringen, während Simunic angeblich "noch nicht so weit" ist. Rechts ist aber eine Vakanz, denn Chahed wird zu Recht als Zweitbesetzung gesehen, während Kaká und Simunic meiner Meinung nach gleichwertig sind und deswegen der mit von Bergen besser abgestimmte Mann spielen sollte. De facto ist es ja so, dass die beiden alternden Stars spät zurückkamen und jetzt integriert werden müssen, bei Simunic hofft man wohl immer noch auf einen Last-Minute-Transfer. Aber auch auf die ganze Elf bezogen, hat Favre am Samstag schon erste Luxusprobleme erkennen lassen. Das große Angebot im Offensivbereich führte zu einer in der ersten Halbzeit interessanten Flexibilität nach vorn (Kacar sehr offensiv, Raffael dieses Mal eher auf dem Flügel), die nach der 60. Minute erstarrte. Ich hätte zweimal anders ausgewechselt: Nicu für Cicero und Chermiti für Raffael. Stattdessen nahm der Coach Lustenberger und Kacar vom Feld, er beließ also die Individualisten auf dem Feld und beklagte hinterher, dass zu viele individuelle Lösungen gesucht wurden. Das 4-1-2-2-1 vom Samstag ist ein Hinweis darauf, dass der angeschwollene Kader und Favres Faible für Polyvalenz uns noch manches Experiment bescheren werden. Ebert immerhin hat erkannt, dass er heuer schon "leader of the pack" sein darf, auch das muss in Bahnen gelenkt werden. Das Uefacup-Match am Donnerstag wird willkommene Gelegenheit sein, die Mannschaft umzubauen, sodass Favre am Sonntag in München wieder originell aufstellen kann.

Sonntag, August 24, 2008

Craven Cottage

Der Hertha gegenüber habe ich mir in den letzten Jahren einen halbwegs heiteren Gleichmut angewöhnt, der mir bei den Spielen von Arsenal meistens fehlt. Gestern kam ich direkt aus dem Stadion zum Auswärtsmatch bei Fulham in Craven Cottage, ich meine natürlich die Live-Übertragung. Das Spiel ging mit 0:1 verloren, es war eine erbärmliche Darbietung, die darauf hindeutet, dass sich das Gefüge der Mannschaft durch den Abgang von Flamini doch viel massiver verändert hat, als der Coach, der noch immer mit einem neuen Mann für das defensive Mittelfeld zögert, zugeben will. Gestern fehlte auch Fabregas, im Zentrum spielten Denilson und Eboué, dahinter ermöglichte Gallas mit einem Aussetzer bei einem Corner das Gegentor. Der Kapitän von Arsenal ist ein seltsamer Typ. Er macht es möglich, dass der englische Ko-Kommentator einen "big, strong, ugly centerhalf" einfordern kann, womit Gallas doch gut beschrieben ist. Aber nur äußerlich. Innerlich ist er ein zartes Gemüt, ein wenig hin und her gerissen zwischen Eitelkeit und Patzigkeit, seine Virilität (Irokesenschnitte in allen Varianten) ist demonstrativ und nicht natürlich. Was ich hier schreibe, ist natürlich Deutung, ich beobachte den Mann ja schon eine ganze Weile. Gestern fehlten Arsenal eigentlich nur zwei Stammspieler, eben Fabregas und sein noch unbestimmter Nebenmann (gelegentlich fällt der Name Xabi Alonso von Liverpool, der ist bisher zu teuer). Trotzdem war das Team kaum zu erkennen. Nasri war schwach, Walcott kam wenig zur Geltung, van Persies Freistöße waren eine Karikatur derer des Vorjahres. Im letzten Jahr lag Arsenal gleich zu Saisonbeginn gegen Fulham daheim bis knapp vor Ende mit 0:1 zurück, drehte das Spiel noch (Hleb schoß spät den Siegestreffer, so wie Gerrard gestern an der Anfield Road für Liverpool in einer vergleichbaren Konstellation). Der Sieg vor einem Jahr legte die Basis für den langen Lauf von Arsenal, der erst in Birmingham am Tag der Verletzung von Eduardo endete. Heuer geht schon das zweie Spiel recht schnöde einfach verloren. Mich beschleicht manchmal der Gedanke, das Arsène Wengers Zeit bei Arsenal allmählich ablaufen könnte - sein Konzept ist ja nicht vollständig den wirtschaftlichen Realitäten des Clubs geschuldet, sondern enthält auch einen prinzipiellen Protest gegen den Betrieb, der sich in der Position eines globalen Großclubs schnell in bizarren Widersinn verwandeln kann. Die wohlwollenden englischen Zeitungen verwenden dafür das Adjektiv "quixotic", ich glaube aber, dass wir Arsène Wenger in der Charakterkunde von Molière eher wiederfinden.

Samstag, August 23, 2008

Entropie

Manchmal merkt man an Kleinigkeiten, dass es sich bei der Hertha langsam zum Besseren wendet. Das Stadion-Magazin kostet in dieser Saison wieder zwei Euro, die fünfzig Cents Erhöhung vom letzten Jahr wurden zurückgenommen. Ich nehme an, dass es sich dabei um eine Art Sanierungszuschlag handelte (den "Sani"), der maßgeblich dazu beitrug, den Schuldenstand zu reduzieren. Das Match hat dann in Erinnerung gerufen, dass auch die neue Hertha von Coach Favre durch die seltsame Genetik des Fußballs noch immer die alte Hertha ist, die Spiele liegenlässt und Überlegenheiten verspielt. Das ist in diesem Fall ganz wörtlich zu verstehen, je länger das Match dauerte, desto weniger funktionierte die Balleroberung, und die Arminia ließ die intrikaten Kombinationsversuche mit stoischem Nihilismus über sich ergehen. Der Coach hatte Simunic trotz der überzeugenden Leistung in Frankfurt auf die Bank gesetzt, vertraute defensiv zentral den durch die lange Vorbereitung eingespielten Kaká und von Bergen, links hatte Stein in der ersten Halbzeit viele Spielanteile, rechts wirkte der in die Mannschaft zurückgekehrte Kapitän Friedrich ein wenig rostig. Im Mittelfeld hielt Lustenberger den beiden Ausschwärmern Cicero und Kacar den Rücken frei, Ebert spielte rechts und Raffael eine Art linken Flügelstürmer. Pantelic war überall. Von Beginn an war das eine klare Sache. Hertha dominierte mühelos und schuf Chancen, die schönste Kombination bestand eigentlich nur aus Balleroberung und einem Lupfer von Ebert, den Pantelic nach einem Drittel der Spielzeit mit einem Lupfer verwertete. Bald darauf kam Bielefeld aus so heiterem Himmel, dass mir die Entstehung entging, zum Ausgleich durch Wichniarek (dass man ihn auspfeift, verstehe ich nicht, er ist ein Guter). Danach gab es noch zwanzig Minuten Bemühungen, bevor Bielefeld das Match endgültig in einen entropischen Zustand brachte. Das magische brasilianische Zweieck Raffael und Cicero auf links deutete an, wie sich die Hertha künftig noch öfter selbst schwächen könnte: inkonsequentes Pressing und elegantes Ballschleppen nahmen den letzten Schwung aus einer Begegnung, die Bielefeld als eine Meisterleistung im Stiebitzen erscheinen muss. Dass es auch sonst mit der Euphoriebremse gut funktioniert in Berlin, zeigte die Zuschauerzahl: 36000 ließen das Stadion sommerlich luftig erscheinen, selbst die Ostkurve war heute ein wenig dösig. Auf dem Heimweg gerieten wir dann noch an einen autoritären Buslenker, der es sich auf dem Schienenersatzverkehr am Halleschen Tor nicht nehmen ließ, jeden Fahrschein einzeln zu kontrollieren, wodurch sich die Einsteigzeit beträchtlich verlängerte. Der Mann war ein Defensivkünstler im falschen Metier, er sollte sich für den Trainerstab der Arminia bewerben.

Arminia

Heute erstmals mit der neuen Dauerkarte, viele Freunde werden kommen, weil die Arminia überproportional viele Fans in meinem Umfeld hat. Als ich diesen Blog begann, hatte ich noch Hoffnungen auf eine Hertha-Karriere von Thorben Marx, spielte Marcelinho die große Geige, deswegen heiße ich hier Marxelinho. Würde ich heute beginnen, müsste mein Pseudonym anders lauten: Kacero? Cicar? Pantael? van Lustenbergen? Piszcunic? Drobler? Radjabali-Hartmann? Chermovchyiski? Dardrich? Oder doch E-Bert? Ich bleibe bei Marxelinho, wie die Arminen bei ihrer Mannschaft bleiben und wie die alte Regel in Kraft zu bleiben scheint, dass von den 17 Heimspielen, die Hertha pro Saison hat, nur zwei bei gutem Wetter stattfinden dürfen - das vorletzte und das letzte. Arsenal spielt am Abend auswärts gegen Fulham. Der alte Schotte Arsène Wenger, der gelegentlich Betriebswirtschaft mit Groschenzählerei verwechselt, hat sich diese Woche wohl diebisch darüber gefreut, dass er einen Transfer gekapert hat: Mikael Silvestre sollte von MeanU zu ManCity wechseln, er saß anscheinend schon bei der medizinischen Untersuchung, als ihn ein Anruf von Arsenal erreichte. Nun spielt ein ausgemusterter Verteidiger von MeanU bei den Herausforderern, symbolpolitisch ist das kein gutes Zeichen, vielleicht geht die Rechnung aber auf.

Donnerstag, August 21, 2008

Polizeistunde

Pünktlich zum ersten Heimspiel hat die Hertha einen neuen Song veröffentlicht, der von den Clubfarben Blauweiß handelt und die Melodie des berühmten Gefangenenchors aus der Oper "Nabucco" verwendet. Ich will nicht mosern über die immer wieder peinliche Gefühlspolitik der Hertha, aber das ist ja wirklich gründlich in die Hose gegangen. Musik und Text laufen konfus nebeneinander her, da stimmt der Rhythmus nicht - wer hat das geschrieben, welcher neue Frankzander hat da gefuhrwerkt? Ich verlange ja nicht, dass Manager Hoeneß das absolute Gehör hat, aber so domspatzenkakophon muss es auch nicht sein. Eingängig, aber mit Witz, das wäre doch die Devise. Bei der Gelegenheit will ich als Gegenmodell auf die beste Adaption hinweisen, die der Chor bisher in der deutschen Popularkultur gefunden hat. In Romuald Karmakars bedeutendem Film "Manila" sitzt eine Gruppe Reisender auf dem Flughafen der philippinischen Hauptstadt fest. Der Abflug verzögert sich, die Wartezeit führt zu allgemeiner Verbrüderung, am Ende singt die politische Masse zu der Melodie aus "Nabucco" die unsterblichen Zeilen: "Polizeistunde kennen wir ni-i-i-icht", freundliche Unbotmäßigkeit, die stark und mit Absicht an das Gemenge unter dem Brandenburger Tor anno 1989 erinnert. So geht man mit unsterblichen Melodien um.

Sonntag, August 17, 2008

Euphoriebremse

Jetzt ist auch die Hertha drin in dieser Saison, und zwar gar nicht schlecht: 2:0 bei Eintracht Frankfurt, ein Auswärtssieg gegen einen Gegner, der einen ähnlich evolutiven Ansatz hat, aber offensichtlich über einen weniger versierten Fussball-Lehrer verfügt. Denn was Coach Favre heute aus seiner Elf herausgekitzelt hat, hat tatsächlich Perspektive. Ich brauchte zwar eine ganze Weile, um mich zurechtzufinden, so originell war das System heute: Simunic als Libero auf gleicher Linie mit Kaká und von Bergen, außen Stein und Pisczcek, die sich wahlweise zur Verteidigung oder zum Mittelfeld (und gegebenenfalls zum Flügel) zählen durften. Davor Kacar, davor Cicero und Raffael eher links (sie brauchten eine Weile, um sich abzustimmen) und der leidenschaftliche Patrick Ebert auf rechts, und davor Pantelic als Mittelstürmer, Schlepper, Herumgeisterer. Das gab viele Möglichkeiten, den Ball "durchzustecken", mehrmals kam die Hertha vor das Tor von Frankfurt, aber erst kurz vor der Pause gab Pantelic einen seiner genialen Assists in den Sechzehner und in den Lauf von Raffael, der Nikolov umkurvte, auf den Ball stieg und ihn sich herrichtete für ein Tor aus spitzem Winkel. Nach der Pause dann wenig Drang von der Eintracht und ein überragender Konter von der Hertha, bei dem wieder Pantelic, dieses Mal rechts draußen, die Rolle des Assistenten zufiel. Links kam Ebert, und wer genau hinsieht, kann vor dessen Abschluss einen winzigen Verzögerungsschritt nach links ausmachen - erst so kam er in die perfekte Balance, um mit links und mit dem Innenrist einzuschieben. Exzellente Fitness ist Voraussetzung für so was. Ebert war heute fast zu aggressiv, einmal ging er mit gestrecktem Bein in den Mann, das blieb aber ungeahndet. Der Coach nahm ihn trotzdem herunter, später gab der Berliner Jung' ein gutes Interview. Er macht sich. Zwei Dinge fielen heute positiv auf. Frankfurt hatte viele Corner, früher hat die Hertha dabei immer schlecht verteidigt, heute hatte sie diese Standardsituationen weitgehend im Griff - das ist ein kaum zu überschätzendes Novum. Zweitens kamen die Frankfurter heute nicht so richtig "in die Zweikämpfe", wie man so schön sagt; der Grund dafür war die technische Überlegenheit fast aller Herthaner, die deswegen aber trotzdem das Kämpfen nicht vergaßen. Der Kommentator auf Premiere war jedenfalls mächtig beeindruckt, und auch Heribert Bruchhagen, Vorstandsvorsitzender von Eintracht Frankfurt, zollte Tribut. Er gab in der Pause ein Interview, für das ihm von dieser Seite aus Respekt gezollt werden muß: "Frankfurt ist eine liberale Stadt, wir heißen Migranten willkommen", sagte er, sein Team spielte heute mit "United Colors of Frankfurt" auf der Brust. Die Hertha spielte als weißes Ballett, und deutete an, dass sie etwas in diese Richtung im Sinn (und im Vermögen) hat. Friedhelm Funkel musste danach viele Fragen zum Begriff "Euphoriebremse" beantworten. Die Hertha trifft auf ihre am nächsten Samstag: Arminia Bielefeld.

Pudding

Mit Arsenal FC begann gestern die neue Saison. 13.45 MEZ, das lunch time match in London, im Emirates gegen die Aufsteiger West Bromwich Albions. Nach fünf Minuten stand es 1:0, nach einer schönen Kombination über Nasri-Clichy-Denilson-Nasri, danach kam aber kein Schützenfest, sondern allmählicher Kontrollverlust von Arsenal. Es wurde zwar nur einmal richtig brenzlig, aber es reichte, um allen Auguren, die den Niedergang der Mannschaft kommen sehen, neues Material zu liefern. Adebayor war furchtbar. Zu allem Überfluss brachte Coach Wenger gegen Ende auch noch Touré (mit Afro-Ansatz) auf der rechten Offensivposition, als wäre es nicht schon genug, Eboué an der Stelle des verletzten Fabregas zu sehen. Denilson, der vorläufig den noch nicht gekaufen Mittelfeldspieler vertritt, machte seine Sache ordentlich, er müsste aber auch erst einmal gegen eine dominante Mannschaft beweisen, dass er dagegenhalten und dann immer noch gestaltend wirken kann. Djourou spielte in der Innenverteidigung neben Gallas, auch er gefiel und ließ doch, wie die ganze Mannschaft mit der Ausnahme des tollen Nasri, gewisse Zweifel. Nun, der Pudding beweist sich beim Essen, wie die Engländer sagen: Arsenal wird sich heuer beweisen (oder nicht), die Saison ist der Pudding, und Arsène Wenger muss darin umrühren. Ich hoffe, er tut dies mit common sense.

Freitag, August 15, 2008

Interblok

Zerstreut hat die Hertha gestern einen 2:0-Sieg bei Interblok Ljubljana erspielt. Der Gegner war inferior, schon nach 16 Minuten stand das angestrebte Auswärtstor zu Buche. Danach kam nicht mehr viel, und ich will auch nicht allzuviel aus der Sache ableiten. Technisch sieht das alles ganz okay aus, vor allem Patrick Ebert ist aus diesem Sommer mit deutlich erhöhter Wendigkeit und Gewitztheit am Ball zurückgekommen. Er tritt auf wie ein Führungsspieler, und ihm gelingt tatsächlich ein wenig mehr als dem Rest der Mannschaft. Coach Favre hat gestern experimentiert, er hat die Männer aus seinem übervollen Kader in die eine oder andere Schabernack-Formation gebracht. So brauchte es eine Weile (das lag aber auch an der Kameraarbeit des slowenischen Fernsehens), bis erkennbar war, dass Lukas Pisczcek als rechter Außenverteidiger eingeteilt war (seine Offensivzuspiele waren fast sämtlich unverwertbar). Hertha begann mit einem 4-2-2-2, das noch abstimmungsbedürftig war und zu einem deutlichen Zentrismus führte. Cicero und Lustenberger im Mittelfeld hinten, Raffael und Ebert als Kreative, vorn Pantelic und der (erste Anzeichen: interessante) Chermiti. Flügelspiel fand nicht statt, auch nicht nach Einwechslung von Nicu. Für Sonntag hat Coach Favre nun alle Optionen in der Hand. Ich würde eine Formation bevorzugen, die deutlich mehr "width" hat, wie die englischen Fachmänner gern schreiben: mehr "width", mehr Breite im Spiel, bedeutet auch mehr Witz. Konkret heißt das aber, dass entweder Raffael oder Chermiti zu Beginn auf die Bank müssen, damit Nicu (den ich vor Pisczcek sehe) und Ebert auf die Flügel gehen können, zentral abgesichert von Cicero und Kacar. Wo die Hertha jetzt noch den Königstransfer hintun will in ihrer Mannschaft, ist mir fast ein wenig ein Rätsel. Schon jetzt steigt nicht nur die Konkurrenz im Kader, sonder auch die Konfusion auf dem Feld.

Montag, August 11, 2008

Kartell

Die letzten Tage vor Ligastart will ich zu einer Überlegung darüber nützen, was denn da gerade zwischen dem Bundeskartellamt und der DFL abgeht. Meiner Ansicht nach zwei komplementäre Fälle von Nonsens. Die DFL hat voriges Jahr ja mehr oder weniger einen Putsch fast unbemerkt vollzogen, sie wollte ja nicht mehr und nicht weniger, als dass eine Kirch-Firma künftig alle Bilder vom deutschen Liga-Fußball produziert und dann häppchenweise an Anbieter verteilt, die sich nach gut ausbalancierten Profitmaximierungskriterien aufeinander abzustimmen hätten. Das wäre das Ende des Journalismus in einem ohnehin schon ungeheuer abgeschotteten Bereich gewesen, und der Anfang der reinen Liga-PR. Das Bundeskartellamt hat nun den Vertrag gekippt und de facto die Sportschau um 18h30 auf Dauer gesetzt, wobei noch nicht ganz ausgemacht ist, ob nicht doch einer der desparaten Privatsender da noch einmal dafür bieten wird. Das Amt hat folgende Gleichung aufgemacht: Die zentrale Vermarktung der Fernsehrechte ist ein Kartell, deswegen muss der Verbraucher von dem Kartell wenigstens zeitnahe Brosamen bekommen. Nun lässt sich meines Erachtens schon bestreiten, dass die DFL bei den Fernsehrechten ein Kartell im klassischen Sinn ist. Es geht schließlich bei den Fernsehrechten auch um eine sportliche Angelegenheit, und als Liga hat die Bundesliga ein Interesse, dass der Wettbewerb nach innen (Sport) nicht dadurch verzerrt wird, dass einzelne Team im Wettbewerb nach außen (Übertragung) sich verselbständigen. Die eigentümliche Situation des Fußballs innerhalb und außerhalb des staatlichen Rechts (derzeit ja auch bei den Querelen um die Olympia-Abstellung so deutlich geworden) sollte es doch ermöglichen, diese Sonderstellung einer sportlichen Körperschaft endlich einmal zu akzeptieren und die Zentralvermarktung nicht ständig mit öden Argumenten in Frage zu stellen. Das Interesse der Konsumenten, dem das Kartellamt ja dienen soll, kommt an einer anderen Stelle ins Spiel. Deutschland hat das ungeheure Privileg, dass alle Liga-Partien des ganzen Jahres zur Übertragung kommen. Sie sind aber nur im Block zu buchen, und hier hat der Rechte-Inhaber (Premiere, zwischendurch Arena, jetzt wieder Premiere) tatsächlich einen Monopolhebel. Premiere hat diesen Hebel zu kräftigen Gebührenerhöhungen genützt, dann kam Arena, da haben die Fans ihren Hebel benützt und nicht gekauft. Das Kartellamt müsste meiner Meinung nach sicherstellen, dass dieser - direkt und positiv aus der Zentralvermarktung erwachsende - Schatz als Monopol gesehen wird, das zu knacken ist. Und zwar nicht so wie in England, wo Fans jetzt zwei oder bald mehr Pay-TV-Angebote buchen müssen, um nur die Spitzenspiele zu sehen. Sondern so, dass das eine Paket mit allen 306 Spielen in unterschiedlichen Paketen buchbar ist: nach Club, nach Einzelspiel, nach Saison etc, und vor allem nicht im Zwangs-Junktim mit Wrestling oder Golf. Das wäre Dienst am Fan, daneben ist die Rettung der zeitnahen Zusammenfassung ein Luxus, auf den das Bundeskartellamt nur deswegen stolz sein kann, weil sie dort über die Gesamtsituation allzu "politisch" nachgedacht haben.

Samstag, August 09, 2008

Eintracht Trier

Die Zeitungen lassen kaum ein gutes Haar an dem 3:1 der Hertha gestern bei Eintracht Trier. Die Mannschaft habe sich in die zweite Runde des DFB-Pokals gequält, heißt es. Ich habe die erste Halbzeit nur zerstreut gesehen, weil noch Gäste da waren, die zweite dann halbwegs konzentriert, und ich fand, dass der neue Stil deutlich zu erkennen war - wie der Ball lief, war toll, wie die Spieler liefen, phasenweise auch. Die Abstimmung wächst, zudem waren die drei Tore aus unterschiedlichen Repertoires: Pantelic schaffte früh den Führungstreffer nach einer raffinierten Kombination mit Cicero, den Ausgleich verschuldete Drobny durch mangelnde Strafraumbeherrschung bei einem Corner. Nach der Pause hatte die Hertha das Spiel dann aber im Griff, Lustenbergers Tor und schließlich die wunderbare Flanke von Nicu auf Ebert waren perfekte Teamleistungen. Natürlich läuft sich die Hertha häufig fest, das geht anderen Teams aber nicht anders. Gestern hat sie gegen einen guten und leidenschaftlichen Viertligisten gespielt, die Gesetze des Pokals lassen in der Regel den Klassenunterschied weitgehend verschwinden, die Hertha hat ihn am Ende aber eben doch deutlich gemacht. Für mich war das ein Arbeitssieg im positiven Sinn: Aufgabe erfüllt, neue Erfahrungen gemacht (Lustenberger, Ebert, Hartmann, Nicu), weitere Schritte werden folgen.

Freitag, August 08, 2008

Wohnzimmer

Pünktlich zur neuen Saison bin ich nach Berlin zurückgekehrt. Die Hertha muss heute im DFB-Pokal in Trier antreten, sie will heuer endlich ins Finale dieses Bewerbs kommen, weil dieses nämlich, wie die Medien es gern zuspitzen, in ihrem "Wohnzimmer", im Olympiastadion nämlich, ausgetragen wird. Das DFB-Pokalfinale muss für die Hertha also jedes Jahr wie eine Party im eigenen Haus sein, zu der sie sich selber ausgeladen hat. Ich will das Bild nicht überstrapazieren, mir dient heute das eigene Wohnzimmer als Stadion (wie während des Tages als Arbeitszimmer), ich schaue mir das Match auf Premiere an. Halte ich übrigens für eine cleveren Schachzug des Bezahlsenders, sich die Rechte für den Cup zu sichern - sie waren sicher nicht teuer, und schaffen maximale Streuung des Interesses. Am Mittwoch war ich noch in Wien, und habe dort die Gelegenheit genutzt, meiner Jugendliebe Rapid Wien dabei zuzusehen, wie sie sich gegen den zypriotischen Club Anorthosis Famagusta nach einem peinlichen 0:3 im Auswärtsspiel mit 3:1 im Heimspiel gesamt nicht durchsetzte. Das relativ kleine Hanappi-Stadion (ein Wohnzimmer) im Westen von Wien war fast voll, die Stimmung war unglaublich, die Mannschaft aber wohl eher nervös, es gab einige grobe Fehlleistungen zu sehen. Brutal ist, dass Rapid durch dieses Versagen für heuer gänzlich aus den europäischen Bewerben fällt, es gibt keinen zweiten Bildungsweg im Uefacup für gescheiterte Landesmeister. Steffen Hofmann, der in Wien als (lokaler) "Fußballgott" verehrt wird, schaut entsprechend entgeistert in seine Handflächen.

Sonntag, August 03, 2008

Suchbild

Im Netz habe ich dieses Bild vom Arsenal-Match in Ritzing gefunden, es zeigt die an diesem Tag erste Elf mit Pat Rice beim Aufwärmen, und in einer Distanz zu den Spielern, aus der sich direkt auf meine Ergriffenheit in diesem Moment schließen lässt, den Hauptkorrespondenten dieser Seite: Marxelinho, also mich. Da ich nicht so häufig mit Bacary Sagna in einem Bild bin, erlaube ich mir diese diskrete Selbstdarstellung. Die Sommerpause muss aufhören, sonst fängt dieser Blog an, sich zu verzetteln.

Hartmann

Seit ich diesen Blog schreibe, gab es fast immer einen Spieler, an dessen Überwindung mir besonders gelegen war. Dardai, Kovac, van Burik, so lässt sich diese Linie zurückverfolgen bis zu Michael Hartmann, dem Vorgänger von Malik Fathi, der inzwischen auch überwunden wurde - überhaupt gefällt mir an Coach Favre, dass er ein Überwinder zu sein scheint. Er baut aber auch auf, und so kommt es, dass es bei der Hertha in dieser Saison wieder einen Hartmann gibt, einen 17jährigen mit Vornamen Lennart. Ich habe ihn in diesem Sommer noch bei der U17 gesehen, jetzt spielt er mit dem ersten Team, und zwar so, dass er jetzt schon zum erweiterten Kreis zu zählen ist. Beim Testspiel gegen Newcastle auf Mallorca hat er das einzige Tor für den 1:0-Sieg der Hertha vorbereitet, eine filigrane Doppelpass-Arbeit mit Pantelic, die Hartmann direkt vor den Tormann brachte, den er umspielte, das Foul ignorierte er im Stil von Theo Walcott, die Flanke musste Nicu nur noch einnicken. Ein tolles Tor, das nebenbei Pantelic als Assistenten zeigt, als den ich ihm immer auch schon gesehen habe - seine Pässe sind manchmal von einer sagenhaften Intelligenz. Fußball ist, wenn aus Stückwerk ein Spiel wird, deswegen ist die Hertha wie alle anderen Teams in diesem Stadium (Arsenal verlor gestern 0-1 gegen Juve im Emirates Cup, Adebayor hat seinen Vertrag zu besseren Bedingungen verlängert) noch kaum auszurechnen. Hartmann gehört aber anscheinend auf die Habenseite. Der FC Liverpool hat Robbie Keane gekauft, mit dem ich im Vorjahr in der Fantasy Premier League viele Punkte gemacht habe - im Verein mit Torres ergibt das einen extrem gefährlichen Angriff und einen ersten Geheimfavoriten auf den Premier-League-Titel 2009.

Freitag, August 01, 2008

Laibach

Die slowenische Hauptstadt Ljubljana hat der Welt so bedeutende Phänomene wie die Band Laibach ("Leben heißt leben") oder den perikommunistischen Neolacanismus (Mladen Dolar, Slavoj Zizek) beschert. Das wird für Michael Preetz und die Verantwortlichen von geringem Belang sein. Sie müssen nur ein gutes Hotel finden für die Reise zum Hinspiel in der 2. Runde der Uefacup-Qualifikation gegen Interblok Ljubljana am 14. August; eine eigene Köchin, wie sie gestern noch nach Moldawien mitgenommen wurde, wird vermutlich nicht nötig sein. Heute morgen erst hat mir mein Vater erzählt, dass ein Teil seiner Familie aus Slowenien stammt, ich hatte das immer ungefähr gewusst, aber nie genau nachgefragt. Knapp nur ist die Hertha mit diesem Gegner dem von mir am meisten befürchteten Gegner Red Bull Salzburg entkommen, die in der benachbarten Paarung zugelost wurden. Kunstrasen, Niko Kovac, etc. hätten das zu einem heiklen Einsatz werden lassen, die Salzburger wären der klassische "undankbare" Opponent gewesen. Blieb uns erspart. Kurze Reisen stehen den beiden Premier-League-Clubs bevor, die in der CL-Qualifikation antreten müssen: Arsenal gegen Twente Enschede und Liverpool gegen Standard Lüttich. Die Saison nimmt Fahrt auf.