Donnerstag, Mai 22, 2008

Seifenoper

Je länger das CL-Finale in Moskau gestern dauerte, desto stärker nahmen Elemente der Seifenoper überhand. Nicht nur des glitschigen Rasens wegen. Manchester United und Chelsea haben eine Reihe von Spielern in ihren Reihen, die gegen eine gut geschmierte Show nichts einzuwenden haben. Drogba und Ronaldo waren großartig wie immer, dazu kamen gestern noch Carlos Tevez (der den Auflauf verursachte, aus dem Drogba gegen Ende der Verlängerung mit einer roten Karte herauskam) und vor allem John Terry. Nach 120 Minuten stand es 1:1. Zur Hälfte des Elfmeterschießens stolzierte Cristiano Ronaldo zum Punkt, konnte sich mit seiner Geckenhüfte wieder einmal nicht so recht auf einen Anlauf einigen, und verschoss. Nun hatte Chelsea beim Stand von 4:4 den Matchball, und passenderweise wurde dieser John Terry zugesprochen - dem größten Helden, den die Stamford Bridge hervorgebracht hat, dem Eckstein der Mannschaft, der nicht - wie Lampard - mit einem Abgang liebäugelt. Terry hatte kurz davor noch mit einer Kopfballabwehr den schon sicher scheinenden Untergang abgewendet, nun sollte der Triumph seiner sein. Fünf Sekunden später saß er auf dem Hosenboden. Über den verschossenen Elfer von Anelka wenig später sprach niemand an diesem Abend, und in Deutschland interessierten sowieso nur die (leicht krokodilischen, aus einem innerlich teilnahmslosen Gemüt herausgewrungenen) Tränen von Michael Ballack. Es war ein großer Abend, ein tolles Spiel, eine Show mit unerwarteten Wendungen. Chelsea muss man immer dreimal erschlagen, würde man in Österreich sagen. ManU hat das gestern getan, mit einem Tor von Ronaldo, den Rest haben die Blauen aus London selbst erledigt: einmal Drogba, einmal Terry. Slip sliding away.

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