Sonntag, Mai 18, 2008

Fairplay

Hertha hat sich gestern ein wenig lächerlich gemacht. Das Transparent mit der Gratulation an die Bayern war wirklich nicht nötig, und die vier Gegentore auch nicht. Waren aber wohl unvermeidlich. Natürlich gab es da dieses Gespenst der Fairplay-Tabelle, die Hertha noch ein Schlupfloch in den Uefa-Cup ermöglichen könnte. Mit diesem Gedanken im Vorderkopf gab die Hertha das Spiel zum Saisonfinale von Beginn an preis. So irrelevant die Begegnung war, ein paar Beobachtungen ließ sie doch zu. Bayern hat eine wesentlich modernere Spielanlage, die vielen Seitenwechsel waren für unsere Defensivarbeit zu viel, es war nur konsequent, dass die beiden ersten Gegentore aus Flanken entstanden. Bayern hat ein funktionierendes Außenspiel, Hertha verheddert sich schon beim Spiel aus der Abwehr heraus. Signifikant auch die Szene zum 0:4, bei der unser Hoffnungsträger Kacar von Podolski locker überlaufen wurde, und Toni zwischen Friedrich und von Bergen an den Ball kommen konnte. Die technische Schwächen der Hertha sind unübersehbar. Über die mangelnde Physis habe ich schon mehrmals geschrieben, dafür war das gestrige Match kein Indiz, es gab ja Fairplay-Zwang. Einzig Raffael und Domovchyiski wollten etwas. Der Bulgare, der kaum Einsatzzeiten bekam in dieser Halbsaison, war lange verletzt, scheint aber auch nicht das Vertrauen von Coach Favre zu haben. Es waren wohl seine letzten Aktionen für Hertha, als er Kahn in den letzten Sekunden vor dessen Auswechslung zuerst einen Schuss an die Querlatte und dann nach Querpass von Raffael knapp unter dieselbige setzte - ein Tor als kleiner Spaßverderber, so konnten wir einmal noch die angefressene Miene sehen, die Kahn aufsetzt, wenn er bezwungen ist. Domovchyiski scheint mir ein Stürmertyp zu sein, wie ihn die Hertha braucht: zielstrebig, kaltschnäuzig, durchsetzungsfähig. Er hatte wohl einfach Pech in Berlin. Wäre ich Cottbus, ich würde ihn kaufen. Pisczek zum Vergleich war gestern unsichtbar über neunzig Minuten, und Pantelic spürte die 140000 Augen in der Allianz-Arena auch dann, wenn sie gar nicht auf ihn gerichtet waren. Er ist wohl zu eitel für die großen Spiele. Ich bleibe trotzdem sein Fan. Morgen wird Hertha aus ihren devoten Träumen erwachen - für die Leistung von gestern sollte es UI-Cup auf Lebenszeit geben.

Keine Kommentare: