Sonntag, April 27, 2008

One Touch

Es ist das Wochenende, an dem A. Geburtstag hat. Wir waren deswegen gestern im Fläming, während Chelsea gegen MeanU gewann und Hertha bei Hannover antrat. Auf der Rückfahrt kam ich auf diese Weise in den seltenen Genuss der Radio-Konferenz. Das glückliche 2:2 habe ich mir heute morgen in Hertha TV angesehen, wieder einmal ein Remis, das als moralischer Sieg durchgehen mag, der auf anfänglicher Blödheit beruht. (Cottbus hat es anders gemacht, sie haben gegen Rostock einen Rückstand in Unterzahl in einen späten Sieg verwandelt, der als moralischer Triumph zu werten ist.) Lucien Favres erste Saison neigt sich dem Ende zu, es wird reichen für eine Weiterbeschäftigung, nun gibt es aber doch allmählich geballte Indizien für grundsätzlichere Skepsis. Denn das Spiel der Hertha entwickelt sich in die falsche Richtung. Ich bin auch ein Anhänger des sogenannten One-Touch-Fußballs. Aber man muss wissen, wofür man ihn braucht. Den Ball nur einmal zu berühren, also die Ballannahme gleich als Pass zu spielen, soll das Spiel nicht bedingungslos schnell machen. Das Kombinationsspiel dient in erster Linie einmal dazu, Ballbesitz zu haben, den Gegner laufen zu lassen, und Situationen zu erzeugen, in denen ein interessanter Pass (und ein interessanter Lauf) möglich werden. Erstes Ziel müssen Pässe sein, die verarbeitbar sind. Die Hertha spielt ihr kurioses One-Touch-System ohne Geduld, die Spieler verlangen ständig zu viel voneinander, gestern waren es zum Beispiel die indiskutablen vertikalen Pässe von Arne Friedrich, die dafür das Symptom darstellten. Favre muss an Ballkontrolle, Spielkontrolle, Fehlerreduktion arbeiten - stattdessen häufen sich die Unzulänglichkeiten, auch bei Kacar zum Beispiel, dessen Ansätze mir so gut gefallen. Hannover hätte gestern in der zweiten Halbzeit allein bei Freistößen aus dem Halbfeld weiter scoren können. Friedrich und Simunic wirken lethargisch, vielleicht sind sie ja Pollenallergiker. Oder aber Jo war am Freitag wieder zu lange in seiner Sportbar. Die seltsame Übergangsstimmung in der Mannschaft nützt einzig Pisczek. Er arbeitet, weil er muss - alle anderen sind Stammspieler auch in der kommenden Saison, weil die Personaldecke dünn ist und Friedrich oder Simunic als umumstritten gelten, ohne dies durch beständige Leistung zu decken. Pisczek ist auf dem Flügel besser als im Sturmzentrum, wenn Favre sich einmal für ein System entscheiden würde (wofür er noch zwei Stürmer und einen weiteren Außenverteidiger bräuchte, gesetzt, dass Stein sich bewähren wird), könnte Pisczek sich gegen Ebert und Skacel durchsetzen.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Der Jo war Freitag mit der Hertha unterwegs, verläßliche Zeugen haben die ganze Mannschaft Freitag am frühen Abend beim Besteigen des ICE in Berlin-Spandau gesehen. Und was den One-Touch angeht, da gibt es jetzt eine Maschine, die Hertha sich mal kaufen sollte, Preis im höheren sechsstelligen Bereich, genauer gesagt: Es ist ein 200 Quadratmeter-Käfig, in dem aus acht Öffnungen Bälle fliegen, Tempo ist variabel, Paßrichtung nach ballannahme wird vorgegeben. Gruß von Valdano