Donnerstag, März 20, 2008

White Hart Lane

Das Stadion, in dem Tottenham Hotspur die Heimspiele austrägt, wurde gestern zum Schauplatz eines faszinierenden Duells zweier ähnlich strukturierter Leidenschaften: Tottenham und Chelsea führen weder offensiv noch defensiv die feine Klinge, gestern ergab sich aus der schieren Geschwindigkeit der Pässe und der ständigen Bereitschaft, mit und ohne Ball zu laufen, ein 4:4, wobei Chelsea fast das ganze Spiel hindurch in Führung lag, nach einer tollen Banane von Robbie Keane in der 88. Minute dann aber doch nur einen Punkt auf die Zielgerade der aktuellen Saison in der Premier League mitnehmen konnte. Tottenham traf jedes Mal nach Flanken (Aaron Lennon) oder Eckbällen, zweimal direkt, zweimal mit zweiten oder dritten Bällen, deren Kurve genau in eine Lücke im gewohnt dichten Gewimmel fand. Woodgate, Berbatov, Huddlestone, Robbie Keane konnten einsenden. Bei Chelsea kam nur das erste Tor aus einer Flanke von Terry auf Drogba, danach waren es eher zufällige Konstellationen, die aus scharf und flach an die Strafraumgrenze gespielten Pässen entstanden, wobei Joe Cole mit einem sagenhaften Willen und Instinkt und auch Glück zwei Treffer erzielte, während das Tor von Essien irregulär war. Bei einem Resultat wie 4:4 lässt sich schön umrechnen, wie der moderne Fussball auch sein könnte: in 90 Minuten kann man nur eine begrenzte Anzahl von Chancen herausspielen, man kann aber durch Verzicht auf alle taktischen Pausen und alles Herumgespiele so viele Situationen schaffen, aus denen Chancen dann eher zufällig entstehen, dass ein torreiches Spiel fast zwingend die Folge ist. Chelsea war wohl ein wenig besser, sprich: dominanter, Tottenham hat das Remis aber im besten Sinne erarbeitet. Nicht auszudenken, wie dieses Spiel live gewesen sein muss - Fussball mit allen taktischen Finessen, aber ohne taktisches Korsett. Ein offenes Spiel über 90 Minuten ohne Verschnaufpausen, selbst die Querpässe waren immer scharf.

Keine Kommentare: