Samstag, Februar 09, 2008

Skacel

Letzte Woche war ich nach dem Heimspiel gegen die Eintracht Frankfurt so aufgebracht, dass ich in der U-Bahn noch wildfremde Leute anagitiert habe (meine Weisheiten beschränkten sich dabei weitgehend auf Unmutsäußerungen über Sofian Chahed). Am Tag danach beschloss ich, eine Woche zu schweigen. War nicht leicht, denn es war eine Menge los in dieser Woche, wichtige und nebensächliche Dinge. Jaroslav Drobny und Rudolf Skacel aßen in der Cafeteria auf dem Hertha-Gelände Schnitzel mit Kartoffel. Österreich spielte Deutschland gegen die Wand, kassierte dann aber drei dumme Tore. Kolo Touré war beim Afrika-Cup nicht ganz auf der Höhe, beim 1:4 gegen Ägypten sah er mehrmals dumm aus. Dann gab die Premier League einen absolut größenwahnsinnigen Globalplan bekannt, der inzwischen aber doch auf deutlichen Widerspruch stößt. Und schließlich musste Hertha heute nach Stuttgart. Coach Favre präsentierte, weil es ein neuralgisches Match zu werden versprach, gleich eine kühne Aufstellung: kein Dardai, kein Mineiro, statt dessen Lustenberger und Kacar im zentralen Mittelfeld, davor links Skacel, überall Ebert, zentral Raffael, vorn Pantelic und rechts Chahed, hinten nominell nur drei, Fathi-Simunic-Friedrich. Frühes Tor durch Pantelic, guter Pass von Kacar, tolle Einzelleistung unseres einzigen Giganten. Dann doch noch vor der Pause Ausgleich durch Gomez, nach einem zweiten Ball aus einer Standardsituation durch Cacau. In die paar Minuten zwischen diesen Rückschlag und den Pausenpfiff packte Kapitän Friedrich einen recht unbedrängten Vorstoß, der ihm erlaubte, den Ball in die Wirbelbeine von Pantelic zu spielen, der Meira aussehen ließ, wie sonst oft Simunic in solchen Situationen aussieht. Stuttgarts neuer junger Goalie Ulreich kassierte jedenfalls durch die Beine den erneuten Führungstreffer der Hertha. Gleich nach der Pause dann ein Pass von Mineiro auf Raffael, der exakt, wie vom GPS gesteuert, auf der Onside-Linie stand, ein paar Schritte machte, und unter die Querlatte versenkte. Wahnsinn. Meine Geschichte des Spiels kommt aber von unserer neuen Nummer 6. Rudolf Skacel, gekommen von Southampton, aus der zweiten englischen Liga. Er hat die linke Seite stabilisiert, unauffälliger als Lucio, aber auch weniger naiv. Könnte ein guter Kauf sein, wie auch Kacar heute schon andeuten konnte, dass die Hertha in Zukunft wieder aus der Abwehr heraus spielen und auch Bälle behaupten könnte. Dazu trägt auch Raffael bei, unser neuer Schleicher. Und Pantelic hätte noch einen Elfmeter bekommen können und wäre einmal direkt auf Ulreich gegangen, da wurde er zu Unrecht wegen Abseits zurückgepfiffen. Ich war nicht dort im Gottfried-Daimler-Stadion, muss aber ungefähr so gewesen sein wie vor einer Woche in Berlin: die mitgereiste Minderheit war lauter und glücklicher als das Publikum vor Ort.

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