Freitag, Juni 01, 2007

Lucien Favre

Ich kam gerade aus einem Kino im Westen, als A. mir heute mittag die Nachricht aufs Telefon schickte: Favre is IT! Schon zwei Tage davor hatte sie mir eine frohe Botschaft geschickt, nämlich dass Eric Gerets aus dem Rennen wäre (er war anscheinend nie im Rennen, zum Glück). Mit der Trainerentscheidung beginnt das neue Jahr, und es beginnt gut. Nicht, dass ich so viel über Lucien Favre weiß. Es ist allein die Tatsache, dass die Hertha eine überraschende Entscheidung getroffen hat, die mich vorerst begeistert. Im unabhängigen Fanforum war in den letzten Tagen eine großartige Stimmung der angespannten Vorfreude zu verspüren gewesen (außerdem kam es zu einer ziemlich tollen neuen Fanfreundschaft mit dem FC Zürich, wenn ich das richtig beobachtet habe) - niemand trauerte da noch Magath nach, kaum jemand wollte Buchwald (weil er ein Berliner ist) vorziehen, und auch Karsten Heine hatte keine Lobby mehr. Da wollte wohl ein ganzer Verein ganz eindeutig etwas Neues, und mehr können wir vorerst kaum sagen, als dass Favre vor einer Woche sicher auf keinem Zettel stand. An das Spiel gegen Servette Genf vor sechs Jahren kann ich mich nicht erinnern, die Hertha aber beweist mit der Entscheidung, dass sie Erfahrungen macht, dass sie ein Gedächtnis hat, dass sie eine Identität ausbilden möchte. Das wollte sie auch, als Manager Hoeneß Huub Stevens holte, in diesem Fall könnte aber eine interessantere Geschichte daraus werden. Passenderweise schoß Patrick Ebert gestern beim 1:2 der U21 in Toulon ein schönes Tor - dieses und andere Versprechen soll Favre nun einlösen. Was ich mir von ihm vorerst nur erwarte: einen unkorrumpierten Blick auf unseren Kader, auf die vielen falschen Selbstverständlichkeiten, die da seit Jahren mitgeschleppt werden (mein Lieblingsthema: wer spielt zentral vor der Abwehr?), auf den ganzen Apparat, der sich in drei Jahren unter Coach Götz nicht mehr zu hinterfragen schien. Favre sieht mir aus wie einer, dem ich Kredit einräumen möchte, und die Fans tun das scheint's schon nahezu einstimmig. Damit hat sich auch Manager Hoeneß mit einem Coup an der eigenen Glatze aus dem Schlamassel gezogen, und Michael Preetz vielleicht eine erste Andeutung seiner eigenen Handschrift gemacht. Jetzt wird die Transferphase erst so richtig spannend.

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