Donnerstag, Februar 15, 2007

Aschenbahn

Ashkan Dejagah, genannt Asche, wird in der nächsten Saison nicht mehr bei Hertha BSC, sondern beim Vfl Wolfsburg spielen. Um dieses Faktum zu interpretieren, reicht ein Blick auf den Gehaltszettel nicht aus. Sicher wird der offensive Mittelfeldmann beim neuen Arbeitgeber mehr verdienen, zumal er anscheinend auch Offerten aus Nürnberg und Dortmund hatte. Vor allem aber scheint er bei Hertha keine richtige Perspektive für sich gesehen zu haben - wenn Boateng wieder fit wird, müßte Dejagah zurück auf die Bank. Das ist aber nicht der einzige Punkt. Dejagah hat offensichtlich gespürt, daß die Nachwuchsarbeit, mit der Hertha sich ständig brüstet, ihre Grenze dort erreicht, wo die Talente in die Obhut von Coach Götz kommen: In den zweieinhalb Jahren, in denen ich ihm nun bei der Arbeit zusehe, hat er keinen einzigen jungen Spieler so richtig entwickelt. Er fordert zwar unentwegt Leistung, das Spiel der Mannschaft läßt aber nicht erkennen, daß spezifisch an Stärken und Schwächen von Fathi, Boateng, Dejagah, Ede, Ebert gearbeitet wird. Sie sind auf sich allein gestellt, scheint es. Dejagah ist zweifellos begabt, er hat eine gute Schußtechnik (und ist damit eine Ausnahme bei der Hertha). Aber er ist für einen Spitzenspieler ein wenig zu langsam (das sieht man in der Defensivarbeit), und er muß auch erst lernen, einfache Lösungen zu suchen. Insgesamt glaube ich, daß er mit dem Wechsel zu einem mittelmäßigen Team die richtige Entscheidung getroffen hat (er paßt auch gut zu Marcelinho, mit dem er noch spielen wird). Das heißt nicht, daß die Hertha bei ihm alles richtig gemacht hat. Sie hat kräftig in eine Ausbildung investiert, deren Ergebnisse sie sich nicht zu sichern vermochte. Identifikation mit dem Projekt der "neuen Hertha" hat Coach Götz offensichtlich nicht zu stiften vermocht.

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