Samstag, Dezember 02, 2006

Lehrgeld

Malik Fathi wird sich das gestrige 1:3 in Bremen wahrscheinlich nicht noch einmal anschauen wollen. Er sollte aber, denn er kann ja auch vom Gegner lernen, und die Dynamik, mit der Clemens Fritz immer wieder nach vorne kam und mit seinen Dribblings in den Strafraum für massive Probleme sorgte, sollte Fathis oft allzu risikoscheuem Spiel eine Inspiration sein. Gestern war die rechte Seite aber auch deswegen verwundbar, weil Gilberto nicht seinen stärksten Tag hatte, und das Spiel in der ersten Halbzeit weitgehend in der Hertha-Hälfte stattfand. Pantelic war verletzt, dadurch blieb Lakic als letzter Stürmer, hinter ihm die (zu viel) rochierende Offensivformation mit Boateng-Dejagah-Gilberto, dahinter defensiv Schmidt und der immer noch recht indisponiert wirkende Dardai, schliesslich die Viererkette in der Stammformation, wobei Simunic wieder einmal den "troubled hero" abgab, dessen Leistungen und Fehlleistungen allzu oft ein Nullsummenspiel ergeben. Hertha bekam anfangs kaum einen Fuß ins Spiel, nach dem Gegentor durch Diego (Handelfmeter nach Vergehen von Simunic) und dem schnellen Ausgleich durch Simunic (Gestocher im Strafraum nach Corner) wäre es angeraten gewesen, auf Konsolidierung zu dringen. Nicht mit unseren Boys. Das 2:1 gehört vermutlich Dejagah, der Womé über links kommen ließ, und Fathi, der seinen defensiven Kopfball schlecht zeitigte - Klose stand einen Schritt dahinter und war genau zum richtigen Moment in der Luft. Desaströs das 1:3, das Boateng mit einem Querpaß auf Jensen einleitete. Klose ließ dann noch Simunic blöd aussehen, das war´s. Wäre der Begriff Lehrgeld wörtlich zu nehmen, müßte Kevin-Prince Boateng nach den letzten Spielen wohl Privatkonkurs anmelden - er verliert allein so viele Bälle, wie gute Mannschaften oft über die ganzen 90 Minuten nicht. Dejagah hingegen zählt auch nach dieser Niederlage zu den Gewinnern der letzten Wochen: Er wird immer aktiver, agiert nicht mehr so schüchtern, er zeigt sich. Bastürk hat nach seiner Einwechslung angedeutet, warum er trotzdem gebraucht wird. Lakic könnte mittelfristig die Gimenez-Position erobern, eher jedenfalls als Okoronkwo. Hätte Referee Fandel nicht das Simunic-Tor in der zweiten Hälfte aberkannt (die meisten Experten halten es für regulär), wer weiß? Aber auch so war das ein Ergebnis, mit dem beide Teams leben können - es paßt zu ihren jeweiligen Perspektiven. Geradezu staatsmännisch wollten Coach Götz und Trainer Schaaf am Ende gar nicht mehr aufhören mit der Spielanalyse am Spielfeldrand - niemand konnte mithören, aber die Kameras hielten feste druff. So adelt man hinterher ein Ligamatch zu einem Gipfeltreffen. Der Satz zum Tag kam von Arena-Kommentator Hansi Küppers: "Wo Frings ist, ist Ballbesitz." Und wo Boateng ist ...

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