Donnerstag, Mai 05, 2005

Champion's League

Um ein Haar hätte es gestern der PSV Eindhoven gegen den AC Milan in die Verlängerung geschafft, und es hätte vielleicht wieder ein CL-Finale der Außenseiter gegeben. Das 1:2 durch Ambrosini in der 91. Minute war unverdient, aber nicht zynisch - es war einfach eine andere Ansicht dieses Wimmelbilds von einem Spiel. Wie schon die Auseinandersetzung zwischen Liverpool und Chelsea am Abend davor fand ich PSV-Milan ein Schulbeispiel für Taktik unter den besonderen Bedingungen eines Rückspiels. Eindhoven hatte ein 0:2 aufzuholen. Sie taten dies offensichtlich, indem sie sich an ein Drehbuch hielten, an eine Einteilung der 90 Minuten in intensive und erholsame Zeit. Das ging natürlich nur gut, weil sich Milan mit seinem beträchtlichen Selbstbewußtsein an diese Struktur hielt - sie wollten sich erst bei einem 0:3 entscheidend engagieren, und dazu kam es eben nicht. Es war keine Aufholjagd, die Eindhoven zeigte, sondern ein schrittweises Ausgleichen des Torverhältnisses - zwanglos beinahe fielen die zwei Tore, nie kam Hektik auf, unglaublich präzise verlief das Kurzpaßspiel, das manchmal zehn Minuten nur den einen Zweck hatte, Zeit verstreichen zu lassen, die für die Entscheidung des Matches nicht gebraucht wurde. Ich mußte immer wieder an Hertha denken, die während der ganzen Saison hin und her schwankte zwischen ihrem Selbstverständnis als Kontermannschaft und Spielmannschaft - nach so manchem 1:0 zog sie sich in die Warteposition zurück und gab dann das Spiel aus der Hand. Eindhoven aber zog sich gestern in die Warteposition zurück, indem sie das Spiel in der Hand behielt. Ein einziger Spielzug von Milan zerstörte dieses Konzept, das ebenso gut hätte aufgehen können. Auf das Finale zwischen Milan und Liverpool freue ich mich jetzt wirklich. In den beiden Spielen der "Reds" gegen Juventus sah ich den Ansatz zu einem kleinen Epos, den sie gegen Chelsea voll eingelöst haben. Wenn ich es recht bedenke, ist dies eigentlich mein Traumfinale (diesseits der Paarung Arsenal-Hertha), denn ich sehe Liverpool in der Lage, die Milan noch ein bißchen stärker zu fordern, als es Eindhoven gestern konnte.

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